Man nehme eine stark narrative Story, etliche bunte Charaktere, monochromes Manga Art-Design, einen Haufen an Minispielen, leichte Visual Novel-Vibes, packt dazu noch ein rundenbasiertes Kampfsystem mit Mechas obendrauf und schon hat man Wolfstride! Das Debüt des brasilianischen Entwicklers Ota Imon Studio und Publisher Raw Fury hat so einige Einflüsse, aber ob sie zusammen auch so gut aufeinander abgestimmt sind, klärt unser Test auf.
Das eher tollpatschige Trio um Manager Shade, Mechaniker Duque und Pilot Knife hat es nicht gerade leicht. Eigentlich wollten sie ganz groß in der Welt der Mecha Wettkämpfe durchstarten, doch eine Sabotage einer dritten Partei sprengte nicht nur ihren Mecha namens Cowboy auf den Schrottplatz, sondern auch Knife direkt ins Krankenhaus. Mit vielen Kopfschmerzen und noch mehr Rechnungen, liegt es nun an Shade den Laden am Laufen zu halten. Kurz gesagt: Kohle muss rein und da kommt es gerade recht, dass das sagenumwobene Ultimate Golden God Turnier ansteht, in dem sich die besten Mecha Piloten der Welt messen und dazu noch ein hübsches Preisgeld winkt, mit dem sich das Team für immer zur Ruhe setzen könnte. Doch nicht nur die gewaltbereiten Kontrahenten stellen sich ihnen in den Weg, sondern auch Shade’s eigene Vergangenheit, die ihn droht nach und nach einzuholen.
In Wolfstride ist es unsere Hauptaufgabe das Ultimate Golden God Turnier zu gewinnen. Damit wir im Ring auch erfolgreich sind, müssen wir in den Kämpfen einen kühlen Kopf bewahren, aber auch abseits davon einiges auf die Kette bekommen. Im Fokus des Spiels stehen nicht unbedingt die Zweikämpfe zwischen Maschinen, sondern mehr die Abenteuer, die Shade so tagsüber immer wieder erlebt. Mal müssen wir spezielle Ersatzteile für Cowboy beschaffen oder ein anderes Mal soll ein Bot-Trainer für Knife rekrutiert werden. Da ist es auch kein Wunder, dass die Story hier größtenteils vorangetrieben wird. Dafür bewegen wir uns zwischen einer handvoll verschiedener Orte, die alle mit derselben Übersichtskarte verbunden sind. Zwar kommen mit den Stunden ein paar neue Orte dazu, aber wirklich viel Abwechslung bekommen wir nicht zu Gesicht. Das wirkt sich vor allem auf das Backtracking aus, welches bereits nach wenigen Stunden des Testes leider negativ aufgefallen ist. Zum Glück belohnen die klasse geschriebenen Dialoge die zähen Laufwege, die vor allem auch noch großartig vertont wurden, was bei der schieren Menge beachtlich ist.
Ein weiterer Aspekt von Shade’s täglichen Geschäften ist auch das Auftreiben von Kohle, denn gerade Anfangs decken die Preisgelder gerade mal so die Reparaturkosten unseres Mechas ab. Hierfür können wir uns an verschiedene Nebenjobs versuchen, die alle ihr eigenes Minispiel haben. Mal liefern wir mit dem Fahrrad Lieferungen aus und müssen dabei Hindernissen auf der Straße ausweichen oder wir graben auf dem Schrottplatz nach Schätzen, die wir im Anschluss danach in Geld umwandeln.
Kommen wir zum vermeintlich wichtigsten Punkt: den Mecha Gefechten. Diese laufen wie bereits angesprochen komplett rundenbasiert ab. Wir hauen unserem Gegenüber auf die Blechbüchse und vice versa. Dafür nutzen wir eine begrenzte Auswahl an offensiven und defensiven Fähigkeiten, die uns jeweils Aktionspunkte kosten und dabei verschiedene Nah-, Fernkampfattacken, Block- und Reparaturfähigkeiten abdecken. Zusätzlich zu den Aktionspunkten, haben wir auch noch Zugriff auf Bewegungspunkte, mit denen wir uns auf den sieben Kacheln der Arena fortbewegen. Je nach Taktik ist dabei die Position innerhalb der Arena nicht gerade unwichtig, denn manche Stellen bescheren uns einen direkten Vorteil, wenn auch dabei immer ein gewisses Risiko mit eingeht. So erhalten wir auf einem Punkt zwar +5 auf unsere Angriffe, stehen damit aber auch nur eine Position vor dem Ende der Arena und sind somit Attacken, die uns zurückschleudern, deutlich mehr ausgeliefert. Unsere Gesundheitsleiste ist dabei auf die vier Körperteile des Roboters aufgeteilt. Da hätten wir beide Arme, den Kopf und natürlich den Torso. Je nachdem, was in Mitleidenschaft gezogen wird, kann dies uns deutlich einschränken oder direkt ausschalten. Während ein fehlender Arm zum Beispiel uns daran hindert einen Angriff mit einer größeren Waffe auszuführen, bedeutet ein zerstörter Torso den sofortigen Ausfall des Kolosses. Aus diesem Grund sind vor allem die defensiven Fähigkeiten gefragt, die entweder Schaden verhindern oder gar ganze Körperteile wieder auf Vordermann bringen können. Allgemein ist das regelmäßige Reparieren unserer Einzelteile im Kampf nie verkehrt, selbst wenn wir die Oberhand haben. Denn nach jedem Kampf bleiben die Schäden bestehen und müssen so mit unserer hart verdienten Kohle geflickt werden.
Optisch präsentiert sich Wolfstride stilsicher in einem schicken monochromen Manga Look, der gepaart wird mit Retro Pixel Sprites für Charaktere und Hintergründe. Ein großes Lob verdient auch die Vertonung der unzähligen Dialoge, denn in Wolfstride ist jede Zeile vertont. Dabei haben die Entwickler aber nicht nur auf die reine Masse gesetzt, sondern auch bei der Qualität der Sprecher ein gutes Händchen bewiesen. Egal ob das Trio um Shade, Knife & Co. oder eher unwichtige Nebencharaktere, alle machen einen ausgezeichneten Job. Ebenso sicher im Sattel sitzt der Soundtrack des Spiels, welches aus der Feder von Komponist Isadora Penna entsprungen ist und hier ein vor allem sehr diverses Werk abgeliefert hat. Trockener Spagetti Western, funky Elektrosounds, große Rocknummern oder chillen Jazz. Für jede Situation gibt es das passende Theme.
Wolfstride ist seit dem 7. Dezember für PC via Steam, GOG und Epic Games Store erhältlich.
(getestet von Para)