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Early Access-Test: World of Horror (PC)

Bis Halloween sind es zwar noch einige Monate hin, doch hindert das den Entwickler Panstasz nicht daran, sein düsteres Rollenspiel World of Horror zu veröffentlichen. Ein digitaler Liebesbrief an Werken des kosmischen Horrors von Junji Ito und H.P. Lovecraft, der dazu in der Ästhetik der monochromen Apple Macintosh-Ära verpackt wurde. Wir haben uns in den 1-Bit Wahnsinn der frühen Early Access-Version gewagt und berichten euch nun, ob sich der Trip lohnt auch für euch lohnt.

Sonne, Strand, das Städtchen an der japanischen Küste wirkt auf den ersten Blick wie ein idyllisches Paradies, doch Anhänger längst vergessener Götter wollen genau hier das Ende der Welt heraufbeschwören! Mit jedem Tag und jedem Ritual schreitet der Wahnsinn unter der Bevölkerung weiter und sorgt für unbeschreibliche Taten. Ganze Schulklassen verschwinden, Nachbarn verhalten sich wie ausgewechselt und die Mordrate steigt rapide an. Ein regelrechter Fluch legt sich über die kleine Stadt und der Kampf um unseren eigenen Verstand beginnt. Willkommen in der Welt des Horrors.

World of Horror versteht sich selbst als „Rogue-like Survival Horror Rollenspiel“ mit einem rundenbasierten Kampfsystem und Einflüssen aus frühen japanischen Text-Adventures. Dabei ist jeder Durchgang für sich einzigartig, da das Spiel so gut wie alles dem Zufall überlässt. Welchen Charakter wir spielen, über welche Eigenschaften wir verfügen und natürlich welche Schrecken uns im Laufe unseres Abenteuers begegnen. Dreh- und Angelpunkt jedes Versuchs ist aber unser kleines Apartment, in dem wir uns nicht nur ausruhen können, um wieder Kraft für den nächsten Tag zu tanken, sondern vor allem die aktuellen Geschehnisse in der Stadt im Überblick haben. Unser Ziel ist es, fünf Fälle zu lösen, die im Zusammenhang mit den Ritualen der Kultisten stehen. Diese erstrecken sich von einem mysteriösen Todesfall bis hin zu einem okkulten Sommerfestival und decken dabei thematisch alles ab, was man als Fan von guten Horrorgeschichten schon aus Filmen, Büchern oder auch anderen Videospielen kennt. Haben wir uns für einen Fall entschieden, geht auch schon direkt die Ermittlung los, die uns zu den acht Ortschaften der Stadt führen. Da hätten wir eine Schule, ein Krankenhaus, einen größeren Apartmentkomplex, die Innenstadt, sowie der Strand oder auch ein Waldgebiet. Alles davon wirkt auf den ersten Blick ganz normal, doch steckt der Teufel natürlich im wahrsten Sinne des Wortes im Detail und so lernen wir schnell, dass sich selbst hinter einer freundlichen Fassade wahre Monster verstecken können. Im Verlauf der Aufträge treffen wir dabei immer wieder auf Objekte oder Personen, deren wahren Absichten im Verborgenen liegen. Unser Handeln bestimmen wir zwar selber, doch das Ergebnis hängt vom Zufallsprinzip ab. So treffen wir z.B. in der Schule auf eine scheinbar neue Lehrerin, die uns um darum bittet, ihr beim Tragen zu helfen. Theoretisch eine ganz normale Begegnung, wären da nicht ihre verzehrten Gesichtszüge und weit geöffneten Augen. In unserer ersten Begegnung helfen wir ihr und erhalten wichtige Erfahrungspunkte. Drei Durchgänge später finden wir uns wieder in derselben Lage und helfen ihr erneut aus. Schließlich haben wir gute Erfahrungen damit gemacht. Doch statt Erfahrungspunkten zu sammeln, schweift nun unser Blick durch Unglück auf ihre okkulten Bücher und wir erkennen nun ihre wahren Absichten, was uns eben vor allem einen Teil unseres Verstands kostet. Egal wie wir uns also auch entscheiden, durch die Pen & Paper-artigen Skillwürfe hält der Titel immer wieder neue Überraschungen für uns bereit, was gerade im Kontext des Survival Horrors mehr als ein Pluspunkt ist.

Ein wenig mehr eigene Kontrolle haben wir in den Kämpfen, denn neben den vielen Textboxen, die durchgelesen werden wollen, müssen wir uns auch hier und da körperlich mit dem einen oder anderen Schrecken auseinandersetzen. Hier wechselt das Spiel direkt in ein rundenbasiertes Kampfsystem, welches uns pro Runde eine Sequenz aus verschiedenen Skills und Magiesprüchen auswählen lässt. Jede Aktion kostet dabei Zeit, was die Sequenz fühlt. Angriffe mit schweren Waffen machen zwar mehr Schaden, nehmen aber auch mehr Zeit in Anspruch, während wir z.B. mit einem kleinen Messer deutlich öfters zustechen können. Wirklich fordernd sind die Konfrontationen jedoch nicht, vorausgesetzt der Charakter verfügt über eine anständige Waffe und kann sie auch einsetzen. Ist dies der Fall, schlagen wir eigentlich mit jeder Runde einfach nur auf das Ziel ein, bis es den Löffel abgibt und gehen weiter unseren Weg. In World of Horror müssen wir auf zwei wichtige Attribute achten, die über Leben und Tod entscheiden: unsere Ausdauer und unseren Verstand. Während ersteres durch physische Angriffe in Mitleidenschaft gezogen wird, beeinträchtigen grausame Entdeckungen unseren einst gesunden Menschenverstand. Leichte Wunden können wir mit Verbandsmaterial versorgen, während wir unser Gewissen mit positiven Erlebnissen beruhigen. Das kann entweder ein einfaches heißes Bad sein oder das lösen eines Rätsels. Jedoch erwarten uns auch deutlich schwerwiegendere Verletzungen oder gar Flüche, die wir nicht einfach so ablegen können. Eine Kopfwunde beeinträchtigt unsere Wahrnehmung oder ein okkultes Brandmal zieht Unglück heran, wie das Feuer eine Motte.

Geübte Spieler von Indie-Titeln haben in den letzten Jahren so einiges gesehen. Von 8- bis hin zu 32-Bit wurden dabei fast so gut wie alle Retro-Farbtiefen wiederverwertet, aber World of Horror geht hier noch einen Schritt weiter zurück. Ähnlich wie das 2018 erschienene Return of the Obra Dinn, war hier die monochrome 1-Bit Look der urzeitlichen Macintosh-Ära das visuelle Vorbild. Anders als das First-Person Adventure von Lucas Pope, ist World of Horror aber komplett in 2D gehalten und jede Grafik wurde von Entwickler Panstasz persönlich in Microsoft Paint gezeichnet. Jeder Charakter, jeder Hintergrund, jede kleine Texture, alles aus dem kostenlosen Grafikprogramm von Windows. Das reduzierte Art-Design harmoniert aber in der Praxis wunderbar und erinnert somit nicht nur inhaltlich an die Werke des Horror-Mangakas Junji Ito, sondern vor allem auch optisch. Kein Wunder, dass Panstasz den sympathischen Japaner sogar als kleines Cameo ins Spiel eingebaut hat, wenn auch nicht offiziell wie zuletzt in Death Stranding. Wem das alles zu eintönig ist, kann sich mit den verschiedenen Farbpaletten das Bild noch passend einfärben und sogar einen 2-Bit Modus aktivieren. Ein kleiner Tipp: wer das Spiel nicht im Standard Schwarzweiß spielen will, sollte unbedingt auf 2-Bit umschalten, da manche Filter hier deutlich besser funktionieren. Die musikalische Untermalung ist ebenso vom älteren Schlag, wenn auch etwas moderner als der 1-Bit Look. Für den Soundtrack hat man sich nämlich für einen schaurigen Mix aus 8-Bit Chiptune Stücken entschieden, welche die hoffnungslose Atmosphäre wunderbar unterstreichen.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, startet das Spiel nun erstmal im Early Access und ist somit noch nicht fertig entwickelt. Aktuell geplant ist die Veröffentlichung der Vollversion in sechs Monaten, wobei sich das dies je nach Feedback der Spieler noch verschieben kann. Inhaltlich bietet der Titel zum aktuellen Zeitpunkt aber genug Content, um einen Kauf zu rechtfertigen. Nicht nur lässt sich die Story ohne Hindernisse komplett durchspielen, auch sind die bisher zwölf Fälle und über 200 zufälligen Begegnungen, die alle nochmal mit verschiedenen Enden daherkommen, mehr als genug, um einen stundenlang am Monitor zu fesseln. Geplant sind für die Vollversion über zwanzig Fälle, mehr als sieben Hauptcharaktere, zahllose neue Items, Begegnungen und Skills. Alles in allem also ein noch größeres Gesamtpaket, doch endet es hier nicht. Zukünftiger Mod-Support sowie ein Event-Editor, mit denen wir unsere komplett eigenen Geschichten erstellen können, sind ebenfalls in Planung. Befürchtungen um zu wenig Inhalte sollte man also hier keinesfalls haben.

Fazit:
World of Horror ist ein Erlebnis für sich. Nicht nur sticht es durch sein Artdesign aus der Masse heraus, sondern zog es mich vor allem inhaltlich nach dem ersten Durchgang regelrecht hinein. Die Fälle und Begegnungen sind spannend aufgebaut und bieten mit all ihren verschiedenen Enden einen echten Wiederspielwert, der einen immer wieder zurückholt. Interessierte können also auch schon direkt zum Start der Early Access-Version bedenkenlos zugreifen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob sie auf ihre Kosten kommen. 

World of Horror ist ab dem 20. Februar auf Steam im Early Access erhältlich. Konsolen-Ports für Playstation 4 und Nintendo Switch sind zu einem späteren Zeitpunkt geplant.

(getestet von Para)

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