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Im Test: Corruption 2029 (PC)

Es ist noch nicht allzu lange her, da hat uns das schwedische Entwicklerstudio The Bearded Ladies Consulting mit Mutant Year Zero: Road to Eden einen Ausnahmetitel am Taktik-Strategie-Himmel beschert. Umso erstaunlicher ist es, dass sie nach knapp anderthalb Jahre mit Corruption 2029 schon ihr nächstes Werk am Start haben! Wieder taktische Rundenstrategie im Endzeit Setting, doch statt Mutanten im postapokalyptischen Schweden, steuern wir dieses Mal eine kleine Gruppe an hochmodernen Soldaten durch ein zerrissenes Amerika. Ob die Entwickler damit eine weitere Überraschung im petto haben oder es sich doch eher um einen verfehlten Schnellschuss handelt, erfahrt ihr bei uns im Test.

Wir schreiben das Jahr 2029. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich Mitten in einem erbitterten Bürgerkrieg, der zwischen der N.A.C. (New American Council) und der U.P.A. (United Peoples of America) ausgetragen wird. Staaten und Städte werden zwischen den beiden Parteien mit Waffengewalt und Desinformationen aufgeteilt, während Soldaten mittlerweile dank modernster Technologie zu ferngesteuerten Kampfmaschinen umfunktioniert wurden, die über keinen eigenen Willen mehr verfügen, denn sonst würden sie wahrscheinlich merken, dass etwas in diesem Konflikt nicht stimmen kann.

In Corruption 2029 übernehmen wir das Kommando über ein dreiköpfiges Squad der U.P.A., welches die örtliche Region vom Einfluss der N.C.A. befreien sollen. Ohne Unterstützung oder gar Nachschub, werden wir dabei hinter feindlichen Linien abgesetzt und erfüllen allerlei Aufträge mit den wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Manchmal müssen wir eine wichtige Person extrahieren, Pläne wollen gestohlen werden oder wir säubern das Gebiet von der gegnerischen Besetzung. Statt aber nun unsere drei Soldaten genretypisch Runde für Runde über Felder zu schicken, dürfen wir sie hier komplett in Echtzeit bewegen. Denn wie auch schon in Mutant Year Zero: Road to Eden, ist das Ausspähen des Feindes und die Erkundung unserer Umgebung ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Erst wenn wir von jemanden dabei entdeckt werden oder selber zu den Waffen greifen, wechselt das Spiel zur Rundenstrategie, die man vor allem aus XCOM & Konsorten kennen sollte. Wo positionieren sich die Truppen, welche Routen laufen die Patrouillen ab und vor allem wen kann man leise davon ausschalten, ohne das seine Kameraden davon Wind bekommen? Das Dezimieren vor der eigentlichen Kampf-Phase entscheidet hier über Leben und Tod. Nicht nur sind die gegnerischen Squads uns zahlenmäßig überlegen, sondern halten sie auch deutlich mehr aus, weswegen direkte Konfrontationen mit der vollen Truppenstärke meistens für uns böse enden. Das heißt also, wir müssen im Grunde in jeder Mission erstmal herausfinden, wie wir so viel Feuerkraft wie möglich vom Feld nehmen können, bevor es zum eigentlichen Gefecht kommt und das eben am besten leise, damit niemand etwas davon bemerkt. Schallgedämpfte Waffen sind hier die beste Wahl, doch sind diese mehr als selten und selbst nach dem ersten Drittel der Kampagne hatten wir gerade mal zwei davon im Arsenal. Neue Waffen und Ausrüstungen, die uns in der Richtung unter die Arme greifen könnten, können wir nicht selber herstellen, sondern erhalten wir in gewissen Abständen durch das Abschließen von Missionen als Belohnung. Das heißt erfinderisch werden und mit dem arbeiten, was uns zur Verfügung steht. Das fängt mit Ablenkungsmanövern an, um Gruppen aufzuteilen und sie somit anfälliger für einzelne Überraschungsangriffe zu machen. Das Sabotieren von Funkgeräten ist dabei unser bester Freund und auch reagiert der Feind nicht direkt auf Schüsse, wenn diese weit genug entfernt sind. Ab wann das genau der Fall ist, sagt uns das Spiel nicht, was diese Manöver gerade zu eher nervigen Trial & Error-Momenten macht. Allgemein wirkt der Titel hier mehr wie eine Art militärisches Puzzle-Spiel und nicht wie ein Vertreter der Rundenstrategie, wo es weniger auf die richtige Taktik, sondern mehr auf den richtigen Moment ankommt. Irgendwann sind aber auch alle Schlupflöcher von uns ausgenutzt und wir müssen mit der direkten Konfrontation starten. Hier wechselt das Ganze wie bereits angesprochen in einen klassischen Rundenstrategie-Modus, in dem wir in Ruhe den Zug unserer Soldaten planen können. Dabei verfügen wir aber über keine Aktionspunkte, sondern über zwei Phasen, die wir fast nach Belieben einsetzen dürfen. Fast jedenfalls, denn wenn wir die erste Phase für einen Angriff nutzen, fällt die zwei damit automatisch weg. Wer sich also nicht in jeder Runde zu einer neuen Deckung bewegt, verschenkt einiges an Mobilität. Abseits davon müssen wir aber nicht viel Neues beachten. Waffen haben Magazinen, die im Kampf nachgeladen werden wollen, es gibt kleine und große Deckungen, die uns unterschiedlichen Schutz bieten und natürlich darf auch nicht die allseits beliebte Overwatch-Fähigkeit fehlen, mit der wir unsere Flanke vor Angriffen schützen.

Wie bereits in der Einleitung angesprochen, haben die Entwickler mit Mutant Year Zero: Road to Eden erst vorletztes Jahr einen sehr ähnlichen Titel veröffentlicht und die vielen Parallelen zwischen den beiden Spielen kann man weder abstreiten noch ignorieren. Vom reinen Gameplay, über den Aufbau der Worldmap, bis hin zum kompletten UI, fühlt sich Corruption 2029 auf den ersten Blick wie ein Reskin an und auch beim genaueren betrachten verhärtet sich dieser Verdacht nur. Eigentlich kein Problem, denn schließlich bedienen sie sich nur an ihrer eigenen Arbeit, die vor allem hervorragend war, aber fehlt auch einiges, was eben den spirituellen Vorgänger ausgemacht hat. Nehmen wir z.B. die spannende Geschichte und die Dynamik innerhalb der Gruppe, mit all ihren verschiedenen Charakterzügen und Eigenschaften. Stattdessen gibt es kurze Funksprüche von unserer vorgesetzten Kommandeurin, Standbilder und vereinzelnde Dialoge, die wir hier und da mal von unseren Feinden mitbekommen. Des Weiteren wurden so gut wie alle Rollenspiel-Elemente über Bord geworfen. Unsere drei Soldaten lassen sich nicht mit Talenten und Perks spezialisieren, sondern dürfen mit bis zu drei Implantaten ausgestattet werden, die wir zwischen den Missionen austauschen dürfen. Diese können entweder gewissen Attributen einen Bonus geben oder komplett neue Fähigkeiten freischalten, die sich im Kampf einsetzen lassen. Da hätten wir z.B. Augmented Leap, welches unserem Soldaten einen sehr weiten Sprung ermöglicht oder Nitro Shoot, mit dem wir ein Ziel für eine Runde einfrieren können. Die Implantate sind die einzige Möglichkeit der dreiköpfigen Gruppe sowas wie eine Rolle zu geben, denn sonst unterscheiden sich die drei nur mit ihren Namen und ihrem Aussehen voneinander. Zwar kann man nun argumentieren, dass es im Kontext des Spieles passt, da man schließlich eine Ansammlung an willenlosen und gesichtslosen Kampfmaschinen befehligt, aber ein guter Actionfilm braucht nicht nur gute Action, sondern auch einen sympathischen Actionhelden.

Auf der technischen Seite geht man keine Risiken ein und setzt erneut auf die Unreal Engine 4, die hier mal wieder einen mehr als guten Job abliefert. So bietet das Spiel eine stabile Performance, hübsche Lichteinstrahlungen sowie eine detaillierte Umgebungen, die sich dazu noch zerstören lässt. Verschanzt sich ein Gegner hinter einer Wand, können wir diesen ohne Probleme mit Sprengstoff aus dem Weg schaffen. Das Artdesign ist dazu deutlich realistischer als noch bei Mutant Year Zero und wirkt wie eine Mischung aus Titanfall und Ghost Recon: Future Soldier. Der Soundtrack ist ebenso gelungen, aber sticht jetzt auch nicht besonders hervor.

Fazit:
Ich muss gestehen, dass mir die spontane Ankündigung von Corruption 2029 vor ca. drei Wochen etwas Sorgen bereitet hat. Aus heiterem Himmel kündigt The Bearded Ladies Consulting ein komplett neues Spiel an, welches wie eine düstere Neuauflage von Mutant Year Zero: Road to Eden wirkt, exklusiv über den Epic Games Store erscheint und dann noch gerade mal 20€ kostet? Es wirkte wie ein Schnellschuss und mit dem eintönigen Gameplay-Loop, kaum taktischen Herausforderungen, einem nicht motivierenden Progression-System, seelenlosen Protagonisten sowie einer uninspirierten Story, dessen Twist man schon nach dem ersten Hinweis erahnen kann, wurden meine Befürchtungen letztlich leider bestätigt. Wem das reine Gameplay-Gerüst von Mutant Year Zero in Verbindung mit der schicken Präsentation ausreicht, wird in den ersten Stunden noch auf seine Kosten kommen, alle anderen greifen aber lieber zu den besseren Alternativen.

Corruption 2029 ist seit dem 17. Februar im Epic Games Store erhältlich.

(getestet von Para)

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