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Early Access-Test: Marauders (PC)

Entwickler Small Impact Games und Publisher Team17 haben mit Marauders den nächsten Hoffnungsträger des sogenannten Extraction-Shooter Genres in der Pipeline. Taktische Ballerei im PvPvE-Speckmantel, die gleichermaßen für Motivation und Frust sorgen soll und das alles in einem recht frischen Sci-Fi-Retro-Dieselpunk-Setting, welches man so in der Kombination einfach zu selten sieht. Wir haben einen Blick in die Early Access-Version geworfen und verraten euch im Test, ob sich ein Leben als Weltraumpirat jetzt schon für euch lohnt oder ihr doch lieber im Dock auf bessere Gezeiten warten solltet.

Man stelle sich vor, der Erste Weltkrieg hätte 1918 nicht sein jähes Ende gefunden, sondern erst gegen Anfang des 21. Jahrhundert. Der Konflikt hätte nochmal deutlich mehr Menschenleben gekostet und vor allem dazu geführt, dass wir innerhalb von kürzester Zeit unseren eigenen Planeten bis zum letzten Rest ausgebeutet hätten, um die ständige Produktion von neuen Waffensystemen und weiteren Erfindungen zu gewährleisten. Eine komplette Industrialisierung von Mutter Erde, die weite Teile unbewohnbar gemacht hätten. In Marauders ist genau dies passiert, was dafür gesorgt hat, dass ein großer Teil der Menschheit in den Weltraum geflohen ist. Nicht nur für die neuen Jobs, um neue Ressourcen für die Kriegsmaschinerie zu schöpfen, sondern auch um sich seinen eigenen Lebensraum zu schaffen, nach seinen eigenen Regeln, fernab von den faschistischen Regierungen. Ein neues Zeitalter der Piraterie hat begonnen.

Marauders ist ein taktischer First-Person-Multiplayer-Shooter, der dem Sub-Genre der Extraction-Shooter entsprungen ist, weswegen es kein Wunder ist, dass die drei Worte „Loot, Kill, Escape“ bei jeder neuen Partie wie ein Mantra eingeblendet wird. Wer bereits Titel wie z.B. Escape from Tarkov oder Hunt: Showdown gespielt hat, wird sofort wissen, was einen hier erwartet. Für alle Neulinge hier ein Crashkurs: in Extraction-Shootern arbeiten wir uns entweder alleine oder mit einer Gruppe Mitspielern durch ein teils offenes Areal, welches von NPCs, aber auch von anderen Spielern bewohnt wird. Während erstere uns immer feindlich gesinnt sind und bei Sichtkontakt angreifen, ist es den menschlichen Gegenspielern komplett selber überlassen, ob sie in die direkte Konfrontation mit uns gehen wollen oder nicht. Ziel ist es dabei so viel Beute wie möglich aus dem Raid herauszuschaffen. Egal, ob es sich dabei um Ausrüstung, Hilfsgegenstände oder spezielle Objekte und Dokumente handelt. Je mehr, desto besser. Dreh- und Angelpunkt dafür sind die verschiedenen Raumstationen, die sich im Zentrum der Karten befinden und nicht wirklich zu übersehen sind. Da hätten wir Minen, Raumhäfen, Außenposten des Militärs und sogar Gefängnisse. Alle unterscheiden sich dabei vom Aufbau, Design und auch was uns dort erwartet an möglichen Schätzen und Gegenwehr. Neben den großen Stationen können aber auch manchmal gestrandete Schiffe im Weltraum von uns ins Visier genommen werden. Diese sind zwar eher selten, bieten aber gerade neuen Spielern, die dazu vielleicht auch nur solo unterwegs sind, eine echte Gelegenheit, um sich schnell die Taschen zu füllen. Denn hier warten nur Kameraden mit künstlicher Intelligenz auf euren Besuch, die ehrlich gesagt nicht unbedingt die hellsten sind. Meistens kommen sie recht schnell angerannt, warten ein paar Sekunden bis sie auf euch feuern und geben euch sogar genug Zeit, um in Deckung zu gehen oder eure Waffe nachzuladen. Aber egal ob Raumstation oder Raumschiff, am Ende steht die Extraktion, also die Flucht mit all der Beute, an. Während wir uns bei Hunt: Showdown und Esscape from Tarkov zu bestimmten Punkten auf der Map bewegen und dort eine kurze Zeit ausharren müssen, bis die Flucht erfolgreich war, ist dies in Marauders ein wenig anders gelöst. So müsst ihr es erstmal zurück zu eurem Schiff schaffen. Diese liegen immer bei den örtlichen Docks der Station an, was die Wegfindung zwar einfacher macht, da alle Stationen über Ausschilderung verfügen, aber eben die Flucht auch berechnender für unsere Gegenspieler macht, was somit zu möglichen Hinterhalten führen kann. Habt ihr es aber dennoch zurückgeschafft, muss das Schiff erstmal wieder zurück zum nächsten Reiseportal gebracht werden, was anderen Spielern erneut die Möglichkeit gibt, euch anzugreifen und vor allem zu kapern. Kommt es dazu, könnt ihr entweder die Piraten direkt im Inneren eures Schiffs abwehren oder selber schnell mit den Rettungskapseln das Weite suchen. Ihr merkt es vielleicht schon, aber egal was ihr gerade in Marauders zu tun habt, das Spiel wird euch zu jeder Minute unter Strom setzen und wirkliche Verschnaufpausen gibt es nur zwischen den Raids.

Besonders stressig wird es dabei natürlich in den direkten Gefechten mit anderen Gegenspielern. Da der Titel einen Hardcore-Ansatz verfolgt, den man von anderen Taktik-Shootern kennt, ist jedes einzelne Projektil tödlich. Gerade wenn man ohne wirkliche Rüstung und Stahlhelm unterwegs ist, reicht ein Schuss meist schon aus, um wieder zurück vor dem Vorbereitungsbildschirm zu hocken. Heißt also, unser Geld sollte man weniger in schicke Uniformen und Masken investieren und stattdessen in gute Rüstungen für Torso und Kopf, die ausreichend Schutz bieten, um mal das eine oder andere Magazin zu schlucken. Eine gewisse Vorsicht ist dabei auch eine Tugend, die hier großgeschrieben sein will. Nicht wild durch die Stationen rennen, sondern bedacht bewegen. Auf mögliche Geräuschkulisse achten und auch mal einfach abwarten, bis die anderen aus ihren Verstecken kommen. Nicht selten kann man so ein Gefecht zwischen zwei Crews für sich entscheiden, wenn man danach einfach den Rest ausschaltet, die gerade mit dem Plündern der Leichen oder dem Versorgen von Wunden beschäftigt sind. Die besten Überlebenschancen bestehen aber, wenn man selber mit einer größeren Crew unterwegs ist. Denn selbst die sichersten Taktiken und Vorbereitungen können schnell wirkungslos werden, wenn man alleine in die Maschinengewehrläufe von vier anderen schaut. Abseits davon spielt sich aber Marauders im ganzen etwas arcadiger als seine Konkurrenz, gerade wenn wir es mit den Simulationsansätzen eines Escape from Tarkov vergleichen. Hier müssen wir nicht jedes einzelne Magazin mit der richtigen Munition bestücken und auch das Zerlegen der Waffen in all ihre Einzelteile spielt hier keine große Rolle. Es gibt zwar je nach Waffe einige Aufsätze, aber die sind alle recht rudimentär und weit entfernt von einer Waffenbank Simulation. Das führt dazu, dass sich der Titel auch mal für ein paar schnelle Runden lohnt, wo man eben nicht erstmal zehn Minuten Zeit braucht, um zwischen den Raids sein Inventar neu anzupassen und zu sortieren.

Wie bereits erwähnt, befindet sich der Titel am Anfang seiner Early Access-Phase. Das ist nichts mehr Überraschendes für diese Art von Multiplayer Spielen, denn nicht nur haben die Entwickler somit mehr Zeit um den restlichen Content fertig zu stellen, sondern auch das Feedback der Community kann somit vom ersten Tag an aufgenommen und umgesetzt werden. Gerade wenn es um das Balancing geht oder Vorschläge zum Design der Maps, Bugfixes etc. Wer sich hier einbringen will, kann entweder das Steam Forum nutzen, Social Media oder dem offiziellen Discord der Entwickler beitreten, um alles rund um das Spiel zu diskutieren und auch neue Mitspieler zu finden. Ebenso nicht so überraschend sind die geplanten Wipes. Damit wird quasi alles wieder auf null gesetzt. Alles, was ihr bis dahin irgendwie erbeutet habt, wird euch wieder weggenommen. Waffen, Ausrüstung, finanzielle Mittel, Schiffe etc. Klingt erstmal frustrierend und ist auch ehrlich gesagt für mich persönlich nicht unbedingt ein großes Plus auf der Motivationsseite, dennoch kann dies zu gewissen Vorteilen führen. Somit gibt es vor allem für Neulinge, die vielleicht erst in paar Monaten einsteigen, ein perfektes Zeitfenster um sich das Spiel etwas genauer anzuschauen, da eben die ganzen Hardcore Marauder nicht mehr mit ihrer Ritterrüstung und MG42s durch die Stationen laufen werden, sondern eben auch nur wieder mit der Startausrüstung, über die jeder verfügt. Diese Wipes sollen aber auch nur während der Early Access-Phase stattfinden, mit einem letzten zur Veröffentlichung der Vollversion, die irgendwann in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten online gehen soll.

Man kann nicht über Marauders reden, ohne über das Art-Design zusprechen, denn dies ist einer der Punkte, mit dem es sich auf den ersten Blick am meisten von all der Konkurrenz abhebt. Statt irgendwo in der aktuellen Gegenwart durch die Taiga zu marschieren oder im 19. Jahrhundert durch die Sümpfe von Louisiana zu stampfen, bietet der Titel mit seiner Mischung aus Retro Sci-Fi und Dieselpunk ein Setting, welches man leider viel zu wenig in der Videospiellandschaft antrifft. Egal ob es sich dabei um die Raumschiffe handelt, die von rostigen Blechschüsseln, bis hin zu U-Boot-artigen Fregatten reichen, auf denen sich selbst ein Captain Harlock wie Zuhause fühlen würde, oder um die sehr bodenständige Ausrüstung, die von echten Schusswaffen aus dem Ersten Weltkrieg bis hin zum Kalten Krieg inspiriert wurden und somit wie Relikte aus einer vergessenen Welt wirken. Alles, was wir im Spiel zu Gesicht bekommen, wirkt wie aus einem Guss. Etwas im Hintergrund ist da dann mehr das Sounddesign, welches keinen großartigen und epischen Soundtrack ausrollt, sobald man in einem Gefecht um sein Leben kämpft. Nein, die Geräuschkulisse dient hier als weiterer Sinn zur Orientierung. Bewegen sich die Schritte zu mir oder an mir vorbei? Kommen die Schussgeräusche aus dem anderen Ende der Station oder aus dem Nebenraum? Beschießt uns ein anderes Schiff? All dies wird uns über das klare Sounddesign verraten, welches nicht selten Leben retten kann.

Fazit
Falls ihr noch keinen anderen Extraction-Shooter gespielt und vorhabt Marauders als Einzelgänger anzugehen, kann ich euch jetzt schon davon abraten. Vielleicht zur Vollversion, aber bei dem aktuellen Stand tut ihr euch keinen großen Gefallen. Erstens werdet ihr in den meisten Schusswechseln mit anderen Spielern gnadenlos unterzugehen und das ewige Absuchen nach herumtreibenden NPC Fregatten ist zwar eine Möglichkeit, um das gnadenlose PVP ein wenig zu umschiffen, aber ist dies eben auch nicht mit Spielspaß verbunden. Habt ihr aber schon Erfahrungen in dem Genre gesammelt und genug potenzielle Mitspieler in eurer Freundesliste, ist Marauders jetzt zum Start hin eine hoffnungsvolle Alternative, die mit genug Content in der Zukunft ein sicherer Hafen für Genre-Liebhaber sein könnte.

(getestet von para)

Marauders ist seit dem 3. Oktober auf Steam via Early Access erhältlich. Die Vollversion ist für die nächsten zwölf bis achtzehn Monate geplant.

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