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Im Test: Dredge (PC, PSN, XBOX Live, Switch)

Wie kann man ein eigentlich simples Angelspiel auch Seemuffeln schmackhaft machen? Indem man es mit einem Hauch von The Legend of Zelda: Windwaker, einer gehörigen Portion Horror im Stile von H.P. Lovecraft und einer unbeschreiblichen Atmosphäre verbindet. So geschehen im Falle des kürzlich veröffentlichten Dredge aus dem Hause Team 17 und Black Salt Games. Wieso es sich hierbei um eines der Indie-Highlights des Jahres handelt, zeigt unser Test!

Man könnte Dredge am einfachsten als eine Mischung aus ein paar Angel-Minigames, einigen Simulations-Elementen und einer ordentlichen Portion kosmischem Horror im Stil von H.P. Lovecraft beschreiben. Im Spiel schlüpft man in die Rolle eines namen- und stimmlosen Fischers, der mit seinem Boot in das neblige Inselstädtchen Obermark reist, um dort nach dem spurlos verschwundenen örtlichen Fischer zu suchen. Die tückischen Felsen vor der Insel führen jedoch dazu, dass das eigene Boot zerstört wird und man nur knapp überlebt. Trotzdem schafft man es an Land und kann sich ein altes, schäbiges Fischerboot vom Bürgermeister kaufen, das man mit dem Verkauf von Fisch abbezahlen kann.

Es gibt jedoch etwas sehr Seltsames in der Gegend. Viele Fische haben bizarre Mutationen, der Meeresboden ist übersät mit Wracks und die Bewohner der vielen Inseln sind sehr eigensinnig und merkwürdig. Als man von einem mysteriösen Fremden beauftragt wird, bestimmte Relikte zu bergen und dafür mit dunklen, magischen Kräften gesegnet wird, gerät man immer tiefer in die Dunkelheit.

Im Spiel selbst verlässt man sein Boot nie wirklich. Man legt zwar in Ortschaften des Archipels an, um mit den Bewohnern zu handeln oder zu sprechen, aber dies geschieht nur über eine einfache Oberfläche. Der Mittelpunkt des Spiels ist das eigene Schiff, das zu Beginn des Spiels nur mit spärlicher Fischerausrüstung, wenig Stauraum, einem langsamen Motor und einer Laterne ausgestattet ist. Es reicht jedoch für erste Ausflüge und schnell findet man aufgewühlte Wasseroberflächen, wo man zum ersten Mal seine Ruten auswerfen kann. Für die vielen unterschiedlichen Fischarten gibt es verschiedene Angel-Minispiele, bei denen das nötige Timing gefordert wird. Obwohl das Fischen automatisch geschieht, können diejenigen, die die kleinen Quick-Time-Events erfolgreich abschließen, ihren Fang viel schneller an Bord holen. Wenn man jedoch Fehler macht, dauert es länger und jeder Tag hat nur eine begrenzte Zeit, in der man mehr oder weniger sicher unterwegs sein kann.

Der begrenzte Platz für gefangene Fische und geborgenes Gut erfordert eine sorgfältige Lagerung, ähnlich wie in den Resident Evil-Spielen, wo der Spieler selbst dafür verantwortlich ist, wo er was verstaut. Im Spiel lernt man schnell, welche Fischarten welche Form haben und kann gezielt auf die Jagd nach dem passenden Wasserbewohner gehen. Es ist befriedigend zu sehen, dass man noch Platz für einen bestimmten Fisch hat und man weiß, wonach man suchen muss, um effizient zu sein. Wenn die Nacht hereinbricht, fängt die Panik an zu steigen und merkwürdige Dinge passieren um einen herum. Um Alpträume zu vermeiden, benötigt man eine gute Lichtquelle oder einen schnellen Motor. Tagsüber geht man auf Fischfang oder erledigt andere Nebenaufgaben, die meistens Fischen oder Bergen als Ziel haben. Wenn es dunkel wird, geht man zu einem Dock in einer der Städte, um Fische zu verkaufen, das Boot zu verbessern oder mit den Einwohnern zu sprechen. Einige Fischarten sind jedoch nur nachts zu finden oder bestimmte Aufgaben sind an bestimmte Uhrzeiten gekoppelt, so dass man das Spiel nicht nur bei Tageslicht spielen kann. Das Upgraden des eigenen Bootes ist einfach und befriedigend gestaltet. Es gibt nur wenige Upgradematerialien, die für alle Verbesserungen verwendet werden können, sowie Geld, das man durch Verkäufe der Fische und Schätze erzielt. So kann man Platz schaffen für bessere Motoren, Lampen, Geräte und Stauraum. Diese Neuanschaffungen muss man zuerst erforschen, wofür man Forschungspunkte benötigt, die man als Belohnung für Quests oder per Zufall aus dem Meer ziehen kann.

Besonders hervorzuheben ist die Atmosphäre des Spiels. Mit einer minimalistisch gehaltenen Optik und einer dezenten musikalischen Untermalung, gepaart mit außerirdischen Soundeffekten, wird eine fantastische, schummrige und bedrückende Stimmung erzeugt. Es ist ein Beweis dafür, dass Weniger wirklich Mehr sein kann. Dredge zeigt offen seine Einflüsse und orientiert sich an „The Dunwich Horror“ oder „The Shadow over Innsmouth“. Fans solcher Werke werden sofort begeistert sein. Aber auch für Spieler, die wenig oder keine Erfahrung in dieser Sparte haben, ist das Spiel ein exzellenter Einstieg in die Materie.

Fazit
Zugegeben, ich bin kein wirklich großer Fan von Angelspielen, daher hätte ich es im Vorfeld nie für möglich gehalten, dass sich Dredge als eines der besten Indie-Spiele dieses Jahres entpuppt. Es macht aber unfassbar viel Spaß die Welt mit unserem Boot zu erkunden, unser Schiff immer weiter aufzurüsten und die düstere aber irgendwie auch zugleich entspannende Atmosphäre zu genießen. Lovecraft-Fans müssen bei diesem Spiel zugreifen und all jene, die großen Wert auf eine stimmige Atmosphäre und düstere Handlung legen, kommen eigentlich auch nicht um einen Download herum!

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