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Im Test: Gran Turismo Sport (PS4)

Sonys Traditionsracer geht in die nächste Runde. Mit dem PS4-Debüt Gran Turismo Sport kämpft sich die Rennspielserie nicht nur auf die aktuelle Konsolengeneration vor, sondern lenkt noch auf die Multiplayerschiene ein. Mit starkem Onlinefokus entfernt sich der neuste Ableger von der altbekannten Formel. Ob die neue Ausrichtung die Reihe ausbremst oder direkt an die Pole Position befördert, erfahrt ihr in unserem Test.

Gran Turismo zählt nicht nur seit der Ur-Playstation zu einer der renommiertesten Rennspielserien, Gran Turismo hat das Genre der Rennsimulationen mitdefinitiert. Ein kolossaler Fuhrpark und eine umfangreiche Kampagne mit vielen spieltechnischen Details führten zur großer Beliebtheit. Gran Turismo Sport verabschiedet sich jetzt aber von alten Gewohnheiten und schiebt den Multiplayer-Modus in den Mittelpunkt. Die Kampagne ist eine ausgebaute Fahrschule, der Fortschritt wird nur noch online gespeichert, die Quantität an Inhalten wurde stark zurückgeschraubt und Multiplayerrennen sind nun das Herz dieses Spiels.

Das reizt die Skepsis, erinnert unschön an vergangene Prologue-Versionen. Der Teufel steckt aber im Detail. Wie rechtfertigt Gran Turismo seine Reduzierung?

Zunächst fühlt sich jeder GT-Fan nach Spielstart heimisch. Das Menü ist gewohnt unterkühlt. Wagen verschiedener Epochen werden beinahe bildschirmfüllend in exotischen Szenarien präsentiert und doch wirkt alles sehr neutral und steril. Wir navigieren uns zur traditionsreichen Fahrschule. In 48 Herausforderungen lernen wir hier Grundlagen und fortgeschrittene Fahrtechniken vom Gasgeben und Bremsen bis hin zum richtigen Driften und Beschleunigen in schwierigen Kurven und Steigungen. Dabei hat die Fahrschule nicht nur einen didaktischen Charakter. Die Aufgaben sind angenehm herausfordernd und die Jagd nach der Goldmedaille und dem besten Ergebnis in der Freundesliste motiviert.

Das liegt nicht nur am hervorragenden Balancing der Herausforderung, sondern auch am grandiosen Fahrgefühl. Gran Turismo mag nicht die realistischste Simulation sein, die Fahrphysik ist aber durchgehend nachvollziehbar und anspruchsvoll und sowohl mit Pad als auch Lenkrad kommt großer Fahrspaß auf, wenn man mit kämpfendem Motor am Pulk vorbeizieht. Unterschiedliche Einstellungen sprechen erfahrene Fahrer wie auch Fahranfänger gleichermaßen an.

Ist dann auch die Belehrung zum fairen Fahren abgehakt, dürfen sich diese im Herzstück von Gran Turismo Sport austoben, dem Multiplayermodus. Hier werden wöchentlich drei verschiedene Onlinerennen angeboten. Die Besonderheit dabei ist, dass jederzeit das Qualifying gefahren werden kann, das unsere Startposition im Rennen bestimmt. Während des Rennens wird dann nicht nur fahrerisches Geschick gefordert, sondern auch strategische Entscheidungen beim Boxenstopp und den Fahrsystemen. Je nach Platzierung sinken oder steigen wir im Ranking und auch unsere Fairness wird klassifiziert, um ähnlich agierende Spieler zusammenzuschließen.

Dieses Sportsmanship-Ranking ist allerdings noch nicht ganz ausgereift. Nicht jede Strafe ist nachvollziehbar und nicht jeder Rempler wird getadelt. Das kann anfänglich zu Frust führen und es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler hier etwas nachbessern, um das vielversprechende Konzept Früchte tragen zu lassen.

Im Allgemeinen stimmt der Multiplayermodus aber sehr positiv. Neben den festen Rennen, gibt es auch öffentliche und private Lobbies, die frei konfiguriert werden können. Im November starten dann zusätzlich offizielle Meisterschaften mit FIA-Regelwerk, die Gran Turismo Sport zum einzigartigen kompetitiven Rennspiel formen könnten.

Ob wir im Multiplayer uns mit anderen Spielern messen, im Zeitfahren den Hundertsteln hinterherjagen oder die Fahrschule und zusätzliche Einzelspielerherausforderungen vergolden, das Spiel motiviert mit ständigen Belohnungen in Form von Credits, XP, Wagen und Customizationobjekten. So können wir dann unsere neusten Karren aufwendig lackieren, mit Aufklebern schmücken und dann im mächtigen Fotomodus präsentieren und schlussendlich publizieren. Diese Social Features versprechen einen regen Austausch in der Community.

Obwohl die sekundären Optionen wie das Customization, der Fotomodus oder die Hersteller-Showrooms gut überlegt sind, schwächelt das Spiel etwas bei den Kerninhalten. So hinkt man mit der Anzahl an Fahrzeugen und Strecken den großen Konkurrenten Forza und Project CARS weit hinterher und Polyphony Digital sollte hier alsbald Content nachliefern, um Rennsportenthusiasten nicht zu langweilen. Dem Mangel an Inhalten schadet zusätzlich der Rally-Sport. Leider ist der Rally-Modus nicht auf dem Niveau der restlichen Rennen. Die Rennboliden fahren sich sehr schwammig und dem Schotter fehlt jeglicher Grip.

Überzeugend ist die Grafik. Das Spiel läuft in überwiegend sauberen 60fps und die Fahrzeugmodelle sind ein Genuss für jeden Rennsportverrückten. Die Umgebungsgrafik fällt etwas ab, aber das Gesamtergebnis ist dank der realistischen Beleuchtung eine wahre Augenweide. In den Replays und im Fotomodus spielt Gran Turismo dann all seine technischen Trümpfe aus und nähert sich gefährlich nahe dem Fotorealismus. Auch der Sound machte einen satten Sprung nach vorne. Die Wagen heulen und brüllen um die Wette, jeder Schaltvorgang geht kraftvoll ins Ohr. So muss sich Rennsport anhören.

Fazit:
Die Neuausrichtung von Gran Turismo Sport blieb nicht ohne Verluste. Der wahnwitzige Umfang und die umfangreiche Karriere mit all den detailverliebten Möglichkeiten fielen ihr zum Opfer. Geblieben ist der Fokus auf den Multiplayer. Der blüht dank durchdachten Onlinemodi mit FIA-lizenzierten Meisterschaften und einem Rankingsystem, das Fairness belohnt, richtig auf. Was aber Gran Turismo auf die Überholspur setzt, sind die sekundären Inhalte. Die Fahrschule, die Fahrtrainings, die weitreichenden Einstellungen und Customizationoptionen mit sinnvollen Communityfeatures, das motivierende Erfahrungssystem und natürlich die Hochglanzoptik münden alle direkt oder indirekt in die Multiplayererfahrung. Gran Turismo Sport wird nicht jeden Racer ansprechen, aber Onlinefahrer erhalten hier das derzeit beste Gesamtpaket.

(getestet von eape)

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