Die Welle der Boomer Shooter bricht nicht ab: Mit Dread Templar (ehemals auch Hell Hunt genannt) aus dem Hause T19 Games und 1C Entertainment, die mit Wrath, Graven und Viscerafest bis jetzt schon öfters ein gutes Händchen für das Genre bewiesen haben, erwartet uns der nächste Kandidat aus der Retro-Shooter Ecke in der Early Access-Phase. Wir sind in die Dimensionen der Hölle vorgestoßen, haben unzählige Dämonen mit dem Lauf unsere Schrotflinte bekannt gemacht und decken in unserer Early Access-Review auf, ob sich der Trip nach Dirty South jetzt schon für euch lohnt oder man vielleicht doch lieber warten sollte.
In Dread Templar schlüpfen wir in die titelgebende Hauptfigur und schnetzeln und schießen uns durch Horden an allerlei Monstrositäten, sammeln dabei Schlüsselkarten, entdecken versteckte Räume und besiegen übergroße Bosse. Eben solch Dinge, die man eben in Retro First-Person Shooter macht. Der Titel suhlt sich aber nicht nur im Sumpf der Nostalgie, sondern kombiniert teils klassische Genre-Kost mit Ideen aus der Moderne. Das fängt mit kleineren Gameplay-Mechaniken an, wie der Zeitlupe, die wir jeder Zeit aktivieren können, um uns herum alles zu verlangsamen und endet dann beim wichtigen Skill-System, welches den größten Unterschied liefert, mit dem sich Dread Templar vom Rest der Boomer Shooter abheben will.
In den zehn Level finden wir immer wieder verschiedene Embleme, die unterschiedliche Boni auf uns und unsere Waffen geben. Manche davon erhöhen einfach unsere Gesundheit, den Munitionsvorrat für eine bestimmte Waffe oder den Cooldown einer speziellen Fähigkeit, wie z.B. dem Dash. Wirklich interessant wird es dann bei goldenen Emblemen, die teilweise einen neuen Twist offenbaren. So verbrauchen wir mit dem Neo Emblem keine Pistolen Munition mehr, sobald wir uns in der Zeitlupe befinden (Matrix lässt Grüßen) oder unsere Pump-Action Shotgun wird dank reduzierter Streuung deutlich präziser und bringt auch auf mittlere Distanzen den Feinden das Fürchten bei. Da wir relativ schnell eine größere Auswahl an unterschiedlichen Emblemen finden und jeder Zeit alle Punkte neu verteilen können, ist viel Spielraum für Experimente bezüglich verschiedener Builds vorhanden und man darf gespannt sein, was den Entwickler in der Richtung noch alles einfällt.
Eine weitere Besonderheit wäre noch das Checkpoint-System, denn statt immer und ständig F5 für Quicksaves zu hämmern, wird in Dread Templar unser Fortschritt nur an Autospeicherpunkten und manuell an Checkpoints gesichert. Klingt erstmal ungewöhnlich für einen Old School Shooter, macht aber im normalen Gameplayloop nicht einen so großen Unterschied, gerade da die Checkpoints großzügig verteilt sind und teilweise durch freigeschaltete Abkürzungen auch gut miteinander verbunden werden. Etwas nerviger wird es dann, wenn wir Plattform-Einlagen vor uns haben, wo uns jeder Sprung ins Leere sofort zum neu laden und somit zurück zum Speicherpunkt zwingt. Dies ist aber in den bisherigen Level eher die Seltenheit und ist mir persönlich auch nur einmal wirklich negativ aufgefallen.
Abseits von all diesen Punkten habt ihr es bei Dread Templar aber mit einem recht traditionellen FPS zu tun, der euer Reaktionsvermögen und vor allem eure Genauigkeit abverlangt. Ein breites und diverses Waffenarsenal will da natürlich mitgenommen werden. Da hätten wir zwei Katanas, die per Knopfdruck zum Wurfspeer umgewandelt werden, Pistolen, Maschinenpistolen, Pump-Action, sowie doppelläufige Schrotflinten, einen Bogen, Minenwerfer und natürlich dürfen auch nicht übernatürliche Superwaffen fehlen. Die hören alle auf den schicken Beinamen Inferno und bieten mit einem Raketenwerfer, Revolver und einer Faust (dabei handelt es sich um die BFG Variante des Spiels) genug Feuerkraft, um jede Horde schnell zu dezimieren.
Ein weiterer starker Eckpfeiler für das nostalgische Gefühl von Dread Templar ist natürlich die komplette Retro-Optik hinter dem Titel, welches an das gute alte Quake-Feeling anknüpft, ohne dabei wie ein billiger Klon zu wirken. Denn zum Glück verfügt das Spiel über einen recht eigenen Artstil, der deutlich experimenteller ist, wenn es um Farben geht und keine scheu zeigt, sie auch in den richtigen Momenten einzusetzen. Auf der Soundseite gibt es ebenfalls nicht viel zu meckern und gerade der Soundtrack verdient ein Lob. Wer letztes Jahr World of Horror gespielt hat, dem sollte der Komponist Notwarhol noch gut im Gedächtnis sein und auch in Dread Templar hat er wieder erstklassige Arbeit abgeliefert, wenn auch komplett anders. Statt gruselige und surreale Chiptune Klänge, erwarten euch hier einen Nackenbrecher nach dem anderen, die in ihren besten Momenten an die Werke von Mick Gordon und Andrew Hulshult erinnern.
Wie bereits angesprochen ist der Titel noch nicht vollständig und befindet sich gerade mal am Anfang seiner Early Access-Phase. Das heißt im Klartext: ein Teil der Inhalte sind noch nicht im Spiel, werden aber in naher Zukunft per Content-Updates nach und nach nachgeliefert. Aktuell haben wir es mit einem guten zwei Fünftel des fertigen Vollversion zu tun. Laut eigener Aussage der Entwickler sind das 10 von 25 Level, 15 von 25 Gegnertypen, 70 von 120 Templar Emblemen und 10 von 12 Waffen, was in der Form schon mal eine mehr als ordentliche Basis bietet. Mit der Veröffentlichung der Vollversion wird im Herbst 2022 gerechnet, dies kann sich aber natürlich noch verändern.
Dread Templar ist seit dem 14. August im Early Access für PC via Steam erhätlich. Mit der fertigen Vollversion wird Herbst 2022 gerechnet.
(getestet von Para)