Mit Hilfe einer Kickstarter-Kampagne hat das kleine Team von Afterburner Studios ihr erstes Projekt zum Leben erweckt. Dreamscaper lädt in der jüngst erschienenen Early Access-Version zum Träumen und Sterben ein und verspricht uns eine Mischung aus Roguelite, Actionrollenspiel und Hack-and-Slash-Elementen. Wie wir unsere Reise in Cassidys Land der Träume empfanden, erfahrt ihr hier.
Als junges Mädchen erlebte Cassidy einen tragischen Verlust, den sie zehn Jahre später noch immer nicht verarbeitet hat. In einer Großstadt beginnt sie ein neues Leben, doch ist ihre Trauer und Einsamkeit mittlerweile zu einer Depression geworden. Nach getaner Arbeit in einer Werbeagentur, sinkt sie jeden Tag mit hängenden Schultern auf ihr Bett und fällt erschöpft in die Kissen. Cassidy wird von Albträumen geplagt und an Orten aus ihrer Vergangenheit verzehren sich Monster nach ihr, doch im Gegensatz zur realen Welt, fühlt sie sich hier stark und weiß sich gegen ihre inneren Dämonen zu verteidigen.
Wir begleiten Cassidy in insgesamt sechs verschiedenen Traumsettings. Dabei bauen sich die Welten jedes Mal neu auf. Gleich bleibt nur die Umgebung des aktuellen Traums. Durch eine kleine Karte können wir bereits sehen, dass hinter manchen Toren eine Gefahr lauert, andere offenbaren ihr Geheimnis erst, sobald man es durchquert hat. Manchmal landen wir an ruhigen Plätzen, in denen Cassidy von Erinnerungen heimgesucht wird, wir können Inspiration und Traumsand sammeln, indem wir Kristalle zerstören oder finden neuen Fähigkeiten und Waffen, mit denen wir unser bisheriges Equipment ergänzen oder austauschen können. In anderen Fällen muss man sich diese Belohnung auch erst durch ein kleines Rätsel erspielen und Schaltkreise verbinden oder Steinplatten in die korrekte Farbe bringen. Wie wichtig eine gute Ausrüstung ist, wird uns spätestens dann bewusst, wenn wir auf die finsteren Gegner treffen. Diese werfen Energiekugeln oder Diskusse nach uns oder wollen uns im Nahkampf bezwingen. Ausgerüstet mit einer zufallsgenerierten Magiefähigkeit, einer Nahkampfwaffe und einer Fernkampfwaffe stellen wir uns ihnen und werden durch ein gutes Kampfsystem unterstützt, was ein wunderbar befriedigendes Gefühl auslöst. Ziel eines jeden Traums ist es, den Endboss zu erreichen und diesen zu erlegen. Bestehen wir gegen ihn im Kampf, erwachen wir wieder und haben die Möglichkeit in den nächsten Traum zu gelangen. Sterben wir jedoch, erwachen wir ebenfalls wieder, werden aber in den ersten Traum zurück geworfen. Dabei wirkt der wie ein Spaziergang, spätestens ab dem zweiten Traum zieht jedoch der Schwierigkeitsgrad deutlich an. Geschicktes Ausweichen und Blocken ist das A und O, wenn man nicht mit wenigen Hieben nach ein paar Minuten bereits wieder aus dem Traum geworfen werden möchte. Somit richtet sich die Länge des Spiels je nachdem, wie erfolgreich man die Träume meistert. Nicht immer bieten sich jedoch für einen Traum die optimalen Bedingungen, um diesen zu meistern. Manchmal ist der Start etwas holprig, weil die Ausrüstung eher mäßig gut ist und die Ebenen wenig hergeben. Dennoch ist nicht bereits alles vergebens, denn ein Traum verfügt auch immer über einen Markplatz. War das Sandmännchen gnädig und wir haben jede Menge Sand gesammelt, haben wir hier die letzte Möglichkeit unsere Bedingungen zu optimieren.
Je besser uns der Kampf gegen die inneren Dämonen gelingt, desto erholsamer schläft Cassidy und desto mehr wertvolle Zeit bleibt ihr vom Tag, um Kontakte zu knüpfen und Freunde zu gewinnen. Im Idealfall stehen uns drei Stunden zur Verfügung, in denen wir durch die Stadt streifen und uns mit insgesamt sechs möglichen Bewohnern an vier verschiedenen Orten austauschen können. Steigert sich das Freundschaftslevel mit einem Bewohner, können wir in einem intensiven Gespräch weitere Einblicke in Cassidys Gedankenwelt und Vergangenheit erhalten oder den Bewohner besser kennen lernen. Als Künstlerin kann Cassidy zudem ihre im Traum gesammelte Inspiration in kreativen Tätigkeiten wie z. B. Gedichten, Fotografien und Zeichnungen umsetzen und sie an die Bewohner verschenken und somit zusätzlich die Freundschaft fördern. Was wiederum dazu führt, dass Cassidy durch deren Einfluss im Traum die Möglichkeit hat nach dem Zufallsprinzip an bessere Ausrüstung oder Fähigkeiten zu gelangen und zeigt wie wunderbar sich die Traum- und Realwelt miteinander ergänzen.
In Dreamscaper handelt nicht nur alles vom Träumen, sondern es sieht auch noch so aus. Angefangen bei der verträumt schönen Grafik, die mit ihren verwaschenen Farben wie Zeichnungen aus Aquarell wirkt, ist der markanteste Indikator dafür, dass alle Figuren gesichtslos sind, was wiederum harmonisch das Grundkonzept des Spiels unterstreicht. Die perfekte Abrundung bietet dazu der wunderschöne Soundtrack mit seiner Mischung aus verschlafenen, bedrohlichen und epischen Klängen. Dreamscaper bot uns außerdem eine konstant flüssige Performance mit kurzen Ladezeiten, als auch eine angenehme Steuerung, die besonders mit dem Controller empfehlenswert ist. Trotz des sich stetig wiederholenden Rhythmus, fühlt es sich durch den Mix aus Traum- und Realwelt abwechslungsreich an. Besonders viel Mühe haben sich die Entwickler auch bei der Vielfalt der verschiedenen Waffen und Fähigkeiten gegeben, was sich jedoch zu Beginn etwas überwältigend wirken kann. Für eine Early Access-Version, ist das Spiel technisch bereits sehr ausgereift und auch der Umfang kann sich bereits mehr als sehen lassen. Glücklicherweise wird man aber in den kommenden Wochen mit viel mehr Träumen, Endgegnern, Equipment und NPCs rechnen können.
(getestet von Wolke)