Es ist wieder soweit: ein neuer Retro First-Person Shooter steht in den Startlöchern! Wieder erstmal nur im Early Access und wieder von unseren Freunden von Hyperstrange, die uns dieses Jahr bereits mit hochqualitativer Boomer-Shooter-Kost in Form von Blood West und Postal: Brain Damaged versorgt hatten und nun Incision auf uns loslassen. Hyperstrange agiert hier aber nur als Publisher, denn der Code des Spiels wird alleine von dem Solo-Entwickler SmoothBrainDev geschrieben, der hier sein Traumprojekt verwirklichen will.
Die Geschichte hinter Incision lässt sich im Grund schnell zusammenfassen. Es gab auf dem Planeten ein Ereignis apokalyptischer Ausmaße und alles auf diesem grünen Fleck namens Mutter Erde ist inzwischen mit Fleisch und Blut überzogen. Zivilisationen existieren nicht mehr, Zombies und Mutanten durchstreifen die Ruinen ehemaliger Metropolen und ob überhaupt noch eine weitere Menschenseele lebt, ist unklar und eher zu bezweifeln. All dies ist aber auch ehrlich gesagt nicht so wichtig, denn wir haben ein großkalibriger Revolver an unserer Seite und ein Ziel vor Augen: all die Schrecken zurück in die Hölle schicken und dabei das große Übel ausfindig machen, was für all das verantwortlich ist.
Der Titel selber ist dabei ein klassischer Vertreter des Genres, welches man ja gerne als Boomer-Shooter bezeichnet. First-Person Shooter eben, die alles an modernen Trends verweigern und sich den alten Traditionen verschrieben haben. Kein regeneratives Gesundheitssystem, Waffen haben einen Munitionsvorrat und kein Magazin (außer der Revolver), Fokus auf Mobilität und ein Schwierigkeitsgrad, der euch wirklich auf den Prüfstand bringt. Auf den ersten Blick erfüllt Incision jeden dieser Punkte, geht aber auch in gewissen sogar noch ein Stückchen weiter als der normale Genre-Standard. Das fängt bei gewissen Gameplay Elemente an, wie z.B. unserer eigenen Fortbewegungsmöglichkeit. So besitzen wir direkt einen Doppelsprung, der uns nicht nur weiter und höher befördert, sondern uns auch schon fast gleiten lässt. Ein sehr hilfreiches Mittel beim Erkunden der verschiedenen Locations, um auch Geheimnisse zu finden, aber auch in den Kämpfen entpuppt sich dies als nicht zu verachtenswerten Vorteil. Dort stellen wir uns nämlich einer großen Anzahl an feindlichen Projektilen, denen wir am besten in „Danmaku“ aka Bullet-Hell-Manier ausweichen, in dem wir strafen oder eben auch drüber hinweggleiten. Treffen lassen sollten wir uns nämlich so wenig wie möglich, denn Incision ist, was den eigenen Tod angeht, recht erbarmungslos. Nicht nur zieht alles ordentlich an unserer Gesundheit, sondern gibt es eben keine Quicksaves oder wenigstens Checkpoints. Wer hier einmal in den unzähligen Gefechten ins Gras beißt, startet das komplette Level wieder erneut von vorne. Einzige Ausnahme sind hier die Extraleben, die uns pro Aufladung einmal vor dem sicheren Tod beschützen. Diese müssen aber auch zuerst von uns gefunden werden, denn nicht selten finden wir sie eher nur in geheimen Räumen oder schwer erreichbaren Stellen. Um etwas dagegen lenken zu können, könnt ihr den Schaden und die Geschwindigkeit der gegnerischen Projektile selber vor dem Start des Spiels bestimmen. Von 50% bis hin sogar zu 200% (für die Wahnsinnigen unter euch) kann man hier etwas am generellen Schwierigkeitsgrad des Spiels drehen. Trotzdem ist und bleibt Incision auch mit diesen Hilfen eine herausfordernde Erfahrung, die euch alles abverlangen wird, vor allem eure Frustresistenz. Abseits davon bleibt der Titel aber auch weiterhin anders auf seine Art. Sei es wie die Geschichte langsam und nur Stückhaft zusammengetragen wird oder das monotone, aber packende Artdesign, welches den Shooter in eine Horrorrichtung lenkt, in die es sich recht gut entfalten kann. Industrial, Body Horror, alles wird zu einer blutigen Kugel geformt, die das Spiel audiovisuell bis zum Ende der ersten Episode eng umschlungen begleitet. Das trifft natürlich auch auf das Sounddesign zu, welches mehr in die elektronischen Ambient Klänge eines Trent Reznor geht, als die tief gestimmten Gitarrenriffs eines Mick Gordon. Zuständig für die musikalische Untermalung war hier der noch eher unbekannte kanadische Komponist Frédérick Chicoine aka iNi, der mit einem dichten Mix aus analogen und digitalen Instrumenten eine erstickende Atmosphäre erschafft, die ruhige, wie auch stressige Situationen mehr als passend unterstreicht.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, befindet sich Incision mit der Veröffentlichung erstmal im Early Access. Somit umfasst der Titel zum aktuellen Zeitpunkt die erste Episode. Das sind sechs Level, zwei Bosskämpfe, das komplette Arsenal an Waffen und ein großer Teil der zu bekämpfenden Gegner. In den kommenden Updates sollen dann die weiteren Episoden ihren Weg ins Spiel finden, die neben neuen Karten, neuem Kanonenfutter auch vielleicht neue Gameplay-Elemente beinhalten sollen. Dies ist aber laut Entwickler SmoothBrainDev noch nicht entschieden und wird davon abhängen, wie das Feedback der Community auf Twitter, Steam & Co. ausfällt.
Mit der Veröffentlichung der finalen Vollversion rechnet man von offizieller Seite in den nächsten sechs bis zwölf Monaten, wobei man nach den Erfahrungen bei ähnlichen Projekten eher vom letzteren, wenn nicht sogar mehr, ausgehen sollte. Spielentwicklung ist eben kein Kindergarten, gerade wenn nur eine Person so gut wie alles alleine stemmt.
Incision ist seit dem 16. September im Early Access auf Steam erhältlich.
(getestet von Para)