Das japanische Studio Nanafushi hatte mit Crowdfunding nur mäßigen Erfolg. Lediglich 5600€ wurden eingenommen, um das Metroidvania Dead or School zu realisieren. Die drei Entwickler ließen sich dennoch nicht entmutigen und werkelten mit der Hilfe von Marvelous an ihrem bislang größten Projekt. Nun ist das Spiel auch erschienen, und wir waren gespannt was das kleine Team zu schaffen vermochte. Falls ihr auch neugierig seid, folgt uns zu unserem Test.
Der Titel ist stumpf. Dead or School. Tot oder Schule. Die Zivilisation wurde von Mutanten weitestgehend ausgelöscht und kämpft zurückgezogen unter der Erde ums nackte Überleben. Da hört sich ein Ort, an dem man mit seinen Freunden zusammen lernt und spielt, gar nicht mehr so schlecht an. Das dachte sich auch das junge Mädel Hisako und bewaffnet sich mit Katana, Sturmgewehr und einem Raketenwerfer, um an Tokyos Oberfläche zu gelangen und eine Schule zu gründen. Zum Glück haben wir noch eine funktionierende U-Bahn, mit der wir durch den japanischen Untergrund navigieren. Mit ihr erreichen wir unterschiedliche Distrikte, die wir isoliert auf dem Weg zur Oberfläche erkunden.
An dieser Stelle öffnet sich das Spiel zum klassischen Metroidvania. In dieser 2D-Welt erkunden wir Tokyos Tunnel, bekämpfen Zombies, Maschinen und riesige mutierte Bosse, suchen versteckte Schatztruhen und reden mit Überlebenden, die für uns optionale Aufgaben bereithalten.
Das berüchtigte Production Value ist hier relativ niedrig. Technisch aber auch spielerisch darf man kein hochwertig poliertes Spiel erwarten. Dennoch funktionieren die Mechaniken ausreichend gut. Das Kampfsystem ist klassisch. Wir greifen in Combos an, können blocken und ausweichen. Tun wir das im letzten Moment, verlangsamen wir für einige Sekunden die Zeit. Eigenständig ist die Balance der Waffen. Der Nahkampf ist immer eine gute Wahl, aber genauso wichtig sind die beiden ausgerüsteten Fernkampfwaffen, und wer will, spezialisiert sich vollständig darauf. Dadurch entsteht eine abwechslungsreiche Dynamik in den Gefechten. Gezielte Sprünge und etwas Hirnschmalz für kleine Rätseleinlagen sind gerade bei den Nebenaufgaben gefragt. Hier punktet das Spiel mit Humor und netten Ideen. So weichen wir Fallen bei einer Wildwasserfahrt in der Kanalisation aus oder entkommen steigender Lava. Als Belohnung gibt es dann Geld, Erfahrungspunkte und immer wieder anzügliche Bildchen der Charaktere in oftmals peinlichen Kostümen.
Typisch für japanische Spiele mit Rollenspielelementen ist das Management des Spielcharakters und Equipments ziemlich komplex. Drei Skillbäume erlauben die Spezialisierung auf die unterschiedlichen Waffengattungen oder eine Mischung aus mehreren Spielstilen. Die Waffen selbst lassen sich umfangreich individualisieren. Wir können uns mit einer Kettensäge durch die Zombies sägen, die Angriffsgeschwindigkeit von Laserpistolen in die Höhe treiben oder den Explosionsradius unseres Granatenwerfers bis zur Massenvernichtung vergrößern. Hier findet jeder seine Lieblingswaffen und kann noch Statuswerte und sekundäre Skills anpassen.
Das ist auch bitter nötig, denn selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad werden die Gegner schnell zur ernstzunehmenden Bedrohung. Es lohnt sich also sein Equipment immer zu optimieren. Und spätestens bei den Bossen werden nicht nur Geschick und ein Verständnis für das Moveset des Gegners gefordert, sondern auch angemessene Angriffs- und Rüstungswerte.
Obwohl Dead or School sehr mechanikreich ist, rückt die Story nie in den Hintergrund. Sowohl im Mangalook als auch mit unbeholfenen Rendervideos wird die Geschichte vorangetrieben. Und trotz der Naivität der Handlung und den deplatzierten Szenen in knappen Outfits wird hier recht bemüht mit vielen Dialogen und Cutscenes auch auf inhaltlicher Ebene annehmbare Unterhaltung geliefert.
Wer die Karte und all ihre Geheimnisse aufdecken will, wird gute 15 Stunden beschäftigt sein bis der Traum der Bildung wahr wird. Danach lässt sich im New Game Plus die Ausrüstung noch an die Perfektion bringen.
Technisch sollte man nicht zu viel erwarten. Das Spiel wirkt an vielen Stellen unprofessionell zusammengeschustert und leidet ständig unter kleineren Bugs. Glücklicherweise bleibt das alles in einem vertretbaren Rahmen und mindert den Spielspaß kaum.
Fazit:
Dead or School ist ein ambitioniertes Metroidvania im postapokalyptischen Tokyo, das sich nicht scheut alle möglichen Wünsche zu bedienen. Man kämpft mit dem Schwert, man ballert mit Schrotflinten und Laserwaffen, man springt und rätselt, hat ernste und humorvolle Momente und quetscht dazwischen noch fragwürdigen Fanservice. Alles funktioniert, aber nichts wirkt wirklich poliert. Man merkt dem Spiel an vielen Ecken und Enden die fehlenden Ressourcen an. Und trotzdem hatte ich erstaunlich viel Spaß mit den einzelnen Elementen und dem Gesamtergebnis – und wer Lust auf ein solides Metroidvania aus der japanischen Nische hat, wird hier definitiv fündig.
(getestet von eape)