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Im Test: Echo (PS4, Steam)

Mit dem Sci-Fi Stealth/Survival-Horror-Adventure Echo veröffentlicht das Indie Studio Ultra Ultra ihr Debüt. Bestehend aus ehemaligen IO Interactive-Veteranen hat sich das Team es zur Aufgabe gemacht, ganz spezielle Titel abseits des Einflusses von großen Publishern zu veröffentlichen. Ob ihnen mit Echo dies gelungen ist oder es sich hierbei nur um eine weitere Eintagsfliege handelt? Unser Test verrät es Euch!

Als En nach einem Jahrhundert wieder aus der Stase erwacht, erinnert die KI London sie gerne an ihre Schuld. Londons Partner Foster ist nämlich alleine wegen ihres Dickschädels ums Leben gekommen. In seinen letzten Atemzügen wurden seine Seele und Erinnerungen jedoch von En in einen Datenwürfel übertragen. Mit dem richtigen Werkzeug soll es möglich sein, Foster wieder zurück von den Toten zu holen. Das dieses Wunder der Technik nicht gerade auf der nächsten Raumstation wartet, überrascht da wenig. En und London müssen dafür in einen geheimen Palast eindringen, der fernab von jeder Zivilisation, auf einem verlassenen Planeten versteckt liegt.

Endlich im Palast angekommen, stellen wir schnell fest, dass wir nicht alleine sind. Nicht nur stehen wir unter der ständigen Beobachtung des Überwachungssystems, sondern fängt der Palast auch an, von uns Kopien, sogenannte Echos, anzufertigen. Anfangs noch mehr Hüllen, die sich kaum auf ihren Beinen halten können, werden unsere Bewegungen vom System studiert und in die Echos übertragen, die damit uns ähnlicher und vor allem auch deutlich gefährlicher werden. Doch geschieht dies nicht direkt, da der Palast für das Aufspielen der neuen Daten erst sein eigenes System neu starten muss, welches immer in Zeitzyklen von zwei Minuten passiert. Somit müssen wir selber darauf achten, was wir in diesen zwei Minuten selber für uns nutzen wollen. Selbst nebensächliche Entscheidungen wie das Öffnen einer Tür oder das Benutzen eines Aufzugs wird damit schwerwiegend für uns. Doch selbst ein futuristischer Überwachungsapparat hat seine Fehler und Schlupflöcher. Beim erneuten Hochfahren findet immer ein Ausfall für dreißig Sekunden statt, der dafür sorgt, dass keine unserer Aktivitäten in der Zeitspanne aufgezeichnet werden können. Riskante Manöver sollten also im besten Fall in dieser kurzen Zeit umgesetzt werden. Gerade das Managen dieser Zyklen sorgt für eine unglaubliche Spannung, die man in dieser Form sehr selten im Stealth-Genre gespürt hat.

Werden wir dann mal von unseren Abbildern entdeckt und gejagt, verwandelt sich Echo zu einem waschechten Survival-Horror-Erlebnis. Nicht nur werden wir dabei sehr aggressiv verfolgt, sondern müssen auch mit den wenigen Ressourcen haushalten, die uns zur Verfügung stehen. So können wir zwar in brenzligen Situationen auf unsere Pistole zurückgreifen, die alles mit einem gezielten Schuss ausschaltet und sogar mehre Ziele gleichzeitig durchdringen kann, doch lockt der darauffolgende Lärm meistens nur noch mehr alarmierte Klone und verbraucht jeder Schuss eine unserer Energiezellen. Von diesen haben wir Anfangs gerade mal zwei, können aber im Verlauf diese Anzahl erhöhen, wirklich viel haben wir danach aber trotzdem nie. Das Auskommen mit unseren wenigen Ressourcen an Zellen und der eigenen Ausdauer macht einen nicht zu verachteten Teil aus und sollte immer in unsere Entscheidungen einfließen. Dazu bleiben Echos nur für den aktuellen Zyklus am Boden liegen. Sobald die Systeme wieder hochfahren, stehen auch alle Echos wieder auf, egal ob wir sie vorher erschossen oder in den Abgrund geschubst haben. Diese kurzen Verfolgungsjagden verlieren dank dem Zeitdruck der Zyklen und dem Mangel an Munition bis zum Ende nichts an ihrer Spannung und sind damit einer der absoluten Highlights.

Bei den Herausforderungen, die in den gut sechs Stunden Spielzeit gelöst werden wollen, handelt es sich in den meisten Fallen um Schleichpassagen mit ein paar abgewandelten Zielen. So müssen wir hier mal von Punkt A nach B oder Schüssel bzw. Kugeln aufsammeln, damit sich die Tür für den nächsten Bereich öffnet. Andere Auseinandersetzungen oder Situationen werden uns leider nicht in den Weg gestellt. Dies führt schon in der ersten Hälfte des Spiels dazu, dass sich diese Stellen mehr wie Arbeit anfühlen, die man so schnell wie möglich hinter sich bringen will. Gerade bei einem Titel, der so viel Wert auf Ideenreichtum legt, ist dies nur schwer zu verschmerzen und eine verpasste Chance auf ganzer Linie.

Was dem Team aber ausgezeichnet gelungen ist, ist das ausgefallene Artdesign. Surreale SciFi-Technik trifft auf klassische Barock Architektur, die uns mit konstant irrsinnigen Inneneinrichtungen und Räumlichkeiten beeindrucken kann. Spiegelsäle, goldverzierte Säulen, Marmorböden, alles was unsere Vorstellungskraft an maßlosen Prunk hergibt, wird hier erfüllt und sogar übertroffen. Doch streifen wir auch durch Gebiete, die das genaue Gegenteil bieten. Endlosen Schluchten aus Beton, die durch rostige und abgetragenen Plattformen aus Stahl verbunden sind, bieten einen starken Kontrast und erinnern an die Werke des Manga-Zeichners Tsutomu Nihei.

Bei den Sprechern konnte sich das kleine Team einige größere Namen ins Boot holen konnten. So wird En von Game of Thrones-Star Rosie Lesie und London von Nick Boulton gesprochen. Letzteren hat man erst zuletzt noch als Druth in Hellblade gehört. Für den Soundtrack zeichnet sich Bjarke Niemann aus, der schon für einige TV Produktionen gearbeitet hat und hier einen synthielastigen Score abgeliefert hat, der auch ohne Probleme einen Spielfilm untermalen könnte.

Fazit:
Echo ist ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie hochwertig mittlerweile Indie-Produktionen sein können. Das Spielerlebnis wirkt poliert und optisch wie auch akustisch muss es sich nicht hinter den großen Titel auf dem aktuellen Videospielmarkt verstecken. Der Mix aus Stealth und Survival ist auf den Punkt gebracht, trotz einigen Schwächen, die es leider bis zum Ende nicht ablegen kann. Trotzdem hat Ultra Ultra nicht nur für Fans der oben genannten Genres einen Geheimtipp abgeliefert, sondern für jeden, der etwas für ausgefallene und intelligente Konzepte übrig hat.

Echo ist seit dem 19. September für den PC über Steam und GOG erhältlich. Eine Playstation 4 Version wurde für Oktober diesen Jahres angekündigt.

(getestet von Dr. Para)

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