Die Kanadier von Parabole laden uns mit ihrem Debüttitel Kona in ihre Heimat ein. Auf PC und PS4 untersuchen wir als Privatdetektiv mysteriöse Zwischenfälle im eisigen Norden und trotzen dabei den Naturgewalten. Ob dieser Mix aus Adventure- und Survivalgameplay aufgeht, erfahrt ihr bei uns im Test.
Ein Erzähler führt uns in die Geschichte von Kona ein. Es ist ein klassisches Bild. Der Privatdetektiv sitzt in seinem runtergekommenen Wagen, er raucht seine nächste Zigarette auf und denkt darüber nach, was ihn in diese verlassenen Wälder von Nord-Québec treibt. Einen einfachen Fall von Vandalismus soll er ermitteln, aber das kann nicht alles sein, was der reiche Industriegigant Hamilton von ihm will.
Doch bevor er den Gedanken abschließen kann, rast uns ein Auto entgegen. Wir schaffen es auszuweichen, aber krachen in die unbarmherzige Landschaft, – und als wir das Bewusstsein zurückerlangen, ist die einst idyllische Natur in Weiß gehüllt und ein Blizzard wütet und macht uns das Vorankommen unmöglich.
Hier offenbart sich der erste Gameplaykniff, der Kona von seinen Konkurrenten im Genre der sogenannten Walking-Simulatoren unterscheidet. Kona bietet Survival-Elemente. So haben wir hier eine Gesundheitsleiste, wir erfrieren irgendwann in der Kälte und müssen uns regelmäßig aufwärmen, und unser Verstand verabschiedet sich allmählich, wenn wir uns nicht an sicheren, gemütlichen Orten beruhigen. Oder uns zumindest mit Schmerzmitteln vollpumpen.
Und beim Start hatte ich ähnliche Sorgen, wie sie wahrscheinlich bei jedem Spieler aufkommen. Wir wollen die Geschichte erleben, den Fall aufdecken und nicht von Feuer zu Feuer hechten, uns gegen Wölfe verteidigen und das Spiel im Inventar verbringen.
Entwarnung. Die Entwickler habe hier unerwartet eine außerordentlich gute Balance gefunden. Das Überleben im eisigen, lebensfeindlichen Kanada ist nicht anstrengend, aber es spendiert dem Spiel eine angenehme Aktivität und schafft so zusammen mit dem optisch authentischen Schneesturm und der dichten, geheimnisvollen Musik eine nähere Atmosphäre, die uns glaubhaft in diese Region versetzt.
Noch mehr überrascht hat mich das Spiel aber mit seinen investigativen Elementen. Anstatt uns an der Hand zu führen und allenfalls mit aufgesetzten Puzzles zu konfrontieren, drückt uns Kona den Autoschlüssel und eine Karte in die Hand und sagt uns, dem Spieler, dasselbe was es dem Detektiv sagt, nämlich: „Löse den Fall.“ Es ist ein ungewohnter Anspruch und es trägt sehr zur einsamen, verlassenen und mysteriösen Stimmung bei, die Gegend rund um den Atamipek Lake zu erkunden. Dabei kommen wir nicht nur den unausweichlichen Geheimnissen des Dorfes näher, sondern erfahren interessante Geschehnisse rund um die Bewohner, die Natur und sammeln Werkzeuge, Waffen und andere Items, die uns die weitere Ermittlung erleichtern. Alle Elemente greifen aber sehr natürlich ineinander und trotz der vielen optionalen Inhalte, wird die Spielerfahrung nie gebremst, sondern behält ein angenehmes Spieltempo mit ständigem Spielfortschritt bei.
Doch egal, wie man den Auftrag angeht, diese Episode von vier geplanten Akten ist nach bereits ungefähr vier Stunden vorbei. Und das fühlt sich für dieses Abenteuer etwas kurz an, auch wenn ein relativ befriedigendes Ende gefunden wird.
Ein weiterer Wermutstropfen ist die Technik. Auf der PS4 und auch ihrer Pro-Variante muss das Spiel ständig nachladen und lässt dabei das Bild für mehrere Sekunden einfrieren. Dazu gesellen sich Framerateprobleme, die bei der schwachen Optik unverständlich erscheinen. Hoffentlich wird hier noch an der Performance mit zukünftigen Patches gearbeitet.
Fazit:
Eine Detektiv-Walking-Sim mit Survival-Elementen lässt die Alarmglocken läuten. Aber schnell offenbart sich, dass Kona das Überleben im harschen kanadischen Winter nicht als großes Gameplayfundament nutzt, sondern damit eine feindliche, abgeschiedene Atmosphäre schafft. Das eigentliche Gameplay hingegen lebt vom freien Erkunden und Ermitteln, ohne den Spieler zu lotsen. Und auch wenn die Geschichte etwas umfangreicher hätte sein können, begrüße ich diesen sehr aktiven Ansatz der Kanadier, die das Spiel von anderen modernen Adventures abhebt. Gerne mehr davon! Mir persönlich hat Kona sogar besser gefallen als Ethan Carter oder Everybody’s Gone to the Rapture!
(getestet von eape)