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Nioh PS4 Test

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Im Test: Nioh (PS4)

Angekündigt wurde Nioh schon 2004 und jahrelang verschwand das Spiel aus dem Bewusstsein – um dann von Team Ninja wiedergeboren zu werden. In Zusammenarbeit mit Sony und Koei Tecmo erscheint das Dark Souls-inspirierte Samurai-Abenteuer exklusiv für die Playstation 4. Für euch starben wir unzählige Tode, – und unsere Erfahrungen zwischen den letalen Fehlern findet ihr im Test.

Souls ahead, skeleton
​Vorwort. Nioh ist ein Souls-Klon. Es lässt sich nicht leugnen, dass Team Ninja sich das Spielgerüst der From Software-Reihe geschnappt hat, weite Teile des Konzepts unverändert übernommen und an anderen Stellen überarbeitet und ergänzt hat. Das wiederum in einem Ausmaß, dass kein Veteran ins Gähnen verfallen sollte. Nioh ließ meine Gamerzellen wieder rattern, und das viel mehr als ich es in der Post-Dark Souls-Ära vermutet hätte. Wir werden kein Geheimnis daraus machen – und auch wenn jedes Spiel verdient hat für sich selbst zu stehen, scheuen wir die üblen Souls-Vergleiche nicht. Das Ding richtet sich sowieso an uns Seelendurstigen.

Praise the Gaijin
​Nioh spielt in der Sengoku-Zeit um 1600 in Japan. Die großen Clans stehen im Krieg. Das Blutbad lockt Yokai aus dem Reich der Dämonen. Und schlimmer: Gefühlt hunderte japanische Feldherren, Ninjas und Politiker treten auf, die man aus der japanischen Geschichte kennt… kennen sollte. Ich interessiere mich für japanische Geschichte und noch viel mehr für die japanische Mythologie, aber ich blicke kaum durch. Zum Glück kommt uns kulturlosen westlichen Spielern die Handlung entgegen.

Unser Held ist ein Geralt von Riva-Verschnitt, die historische Person des William Adams‘, der erste weiße Samurai, und der Typ hat es drauf. Entspannt und souverän trotzt er großen historischen Persönlichkeiten, behält sein Ziel immer im Auge und beeindruckt die japanische Armee mit seinem Mut und seiner Direktheit. Freund Hanzo empfängt ihn in Japan und hilft ihm bei der Suche nach seinem Erzfeind Edward Kelley, einem bösen Zauberer, verhüllt in Tättowierungen und einer Kapuzenkutte, der seine gute Fee geklaut hat.

Also wer den Überblick über japanische Historie verliert, sich keine fremdländischen Namen und Gesichter merken kann, genießt immer noch eine weiße Rachegeschichte im fernöstlichen Abenteuerurlaubsszenario. Für Neugierige wie mich lockt Nioh andauernd zu inhaltlich verwandten Wikipedia-Artikeln, trotz der umfangreichen, vorbildlichen Ingame-Datenbank. Und Nippon-Begeisterte werden sich über die vielen historischen und mythologischen Details freuen, die es an allen Ecken zu entdecken wird.

Prepare to die
​Puh, endlich den Teil abgeschlossen, von dem ich keinen Plan habe. Kommen wir also zu meinen unzähligen Toden.

Fangen wir im Kern an und arbeiten uns nach außen. Das Game ist selbst für einen Souls-Veteranen und RPG-Fanatiker überaus komplex. Und dabei fängt es so handzahm an. Das Kampfsystem ist im Grunde sehr nahe an der bekannten Genreformel. Schwacher Angriff, starker Angriff, Ausweichen, Blocken. Wir lernen die Kampfmuster des Gegners, verteidigen uns so effektiv und greifen während der kurzen Pausen an. Dabei achten wir auf unsere Stamina-Leiste, die sich durch jede Aktion leert. Rinse and repeat, kennen wir ja. Irgendwann liegt der Gegner oder man selbst, weil man noch einmal zu oft zuschlagen wollte. – Der Wasserzyklop war doch eh schon fast tot.

Soweit so gut. Mit steigendem Spielfortschritt werden die Gegner zäher, zahlreicher, aggressiver und haben ein Deck aus Assen in ihren untoten Ärmeln. Spätestens wenn man im toxischen Nebel Feueroger plätten will, ist der Zeitpunkt gekommen, sich mit den tiefgehenden Spielmechaniken vertraut zu machen. Wie dem Skillsystem. Jede Waffengattung und Magie und Ninjutsu haben eigene Talentbäume mit aktiven und passiven Fähigkeiten. Hier lernen wir dann Combos, die Feinde umschmeißen oder das Ki der Yokai senken, wir lernen weitergehende Blocktechniken und Riposten. Wir beschäftigen uns jetzt auch mit den verschiedenen Kampfhaltungen, drei pro Nahkampfwaffe, die alle eigene Boni und Fähigkeiten erlauben. Wir rüsten uns auch endlich mit den Skills eines Ninjas und/oder Onmyo-Magiers aus. Das schließt klassischerweise giftige Shuriken und Feuerbälle, aber auch zahlreiche Buffs, Fallen, Bomben und waffenlose Kampftechniken ein.

Nioh hat im Vergleich zu den Souls-Games viel mehr Charakterfortschritt. Man hat nicht annähernd die Anzahl an Waffen mit unterschiedlichen Movesets, aber dafür bietet jede Waffenart selbst ein umfangreiches Layout, das mit der Zeit erweitert wird.

Be wary of numbers
​Ich liebe Charaktermanagement. Ich liebe Stats, Attribute, Effekte, Set-Boni, Prozentzahlen und verliere mich andauernd darin. Bevor ich aber in die verschiedenen Werte von Nioh abtauchen konnte, erschlugen sie mich bereits.

Die Hauptattribute erinnern an die Souls-Spiele, wirken sich aber mit größerer Streuung auf die einzelnen direkten Attribute wie Kampfschaden, Gesundheit, Resistenzen, etc. aus. Wer also seinen Waffenschaden erhöhen will, wird auch zwangsläufig seine Gesundheit und seine Stamina im geringeren Ausmaß leveln. So kann man sich nicht so leicht verskillen bzw. wichtige Werte vernachlässigen.

Aber wirklich heftig wird es dann beim Equipment. Es gibt Loot, es gibt verschiedene Wertigkeitsstufen und neben den festen Werten auch zusätzliche zufällige Boni auf jedem Item. Mehr Schaden bei Angriffen von hinten, erhöhte Dropchancen, Dashgeschwindigkeit, Staminaregeneration sind nur einige wenige Beispiele. Und der Rest ist trotz Hilfetexten zu jedem Bonus nicht immer leicht nachzuvollziehen. Was soll „Unlimited Ninjutsu +2%“ bedeuten?

Wer sich nicht auf Würfelglück verlassen will, lässt seine Rüstung und Waffen schmieden, kann dann die zufälligen Boni auch neu würfeln lassen und einige Effekte lassen sich dann auf anderes Equipment übertragen, wenn die Erfahrung mit der Waffe ausreichend ist. Hier kann wirklich sehr tief personalisiert werden. Zum Glück gilt das auch für die Optik. Jede Waffe und jedes Rüstungsteil kann die äußere Erscheinung eines gleichartigen Items bekommen. Fashion Queens und Kings werden ihren Spaß haben.

Weakness: Recycling
​Der ganze Aufbau des Spiels ist nicht sonderlich kryptisch. Die Unmenge an Items, Stats, Craftingmöglichkeiten und Mechaniken mag überfordern, aber hat man sich da einmal mit freiem Kopf durch alle Menüs gearbeitet, ist man für das eigentliche Gameplay gewappnet.Überhaupt erleichtert das Spiel den Zugang zu diesem Genre und chiffriert nicht Story, Spielziele und Hintergrundmechaniken wie es die Souls-Spiele gerne tun. Auf einer Japan-Karte haben wir Main und Side Missions, wir bekommen die Belohnungen angezeigt und das Ziel wird auf einem Radar sogar grob markiert. Die eigentlichen Missionen spielen in abgeschlossenen Gebieten. Es gibt natürlich Abkürzungen, die zurück zum Shrine, dem Bonfire-Pendant, führen und hin und wieder einen versteckten Raum, aber insgesamt ist der Levelaufbau zwar clever, im direkten Vergleich mit einem Dark Souls aber sehr übersichtlich und komfortabel. Den Frustfaktor würde ich hier deutlich niedriger ansiedeln.Der konservative Aufbau ermöglicht es auch den Content stärker zu variieren. Hat man ein Gebiet abgeschlossen, warten dort Nebenmissionen auf einen, die das Design und die Encounter oftmals stark verändern. Wirklich frisch fühlt es sich direkt nach der Hauptmission aber nicht an. Die Abschlussbelohnungen reizen aber stark und sind allein für die Levelups nur zu empfehlen und so arbeitet man sich teilweise durch ein Gebiet doppelt und dreifach, anstatt neue Regionen zu erkunden. Wirklich nötig hat es das Spiel nicht gehabt. Ich bin noch nicht durch, aber bei über 20 Stunden im dritten von (vermutlich) zehn Gebieten. Da hätte ich mir die Variationen lieber für das Post-Game oder das New Game Plus gewünscht. Aber bei dieser Sorte Spiel gilt: Lieber zu viel als zu wenig. Wir wollen ja viel Raum für die Ausgestaltung unserer Kampfkünste haben.

Gorgeous view
Schaut man sich Dark Souls 3 und Bloodborne an, hat sich From Software ziemlich gemausert. Die Spiele haben ein fantastisches Art Design, aber eben auch die nötige Technik um diese groteske, aber majestätische Welt zu inszenieren. Nioh verspricht mit seinem mythologischen Einfluss auch viel und obwohl Rüstungen, Regionen und Dämonen cool designt sind, bleibt die Kinnlade oben. Nioh wirkt altbacken und nach den einführenden Bossvideos, kann der eigentliche Bosskampf inszenatorisch enttäuschen. Das Spiel wirkt oft steif und mechanisch. Nichtsdestotrotz genieße ich den Artstyle sehr und wenn dann im Hintergrund ein sitzender Yokai mit seiner unheimlich jaulenden Laute Krieger beschwört, zieht mich die Atmosphäre schnell in ihren Bann. Das Spiel ist technisch schwach, aber stilistisch so eigen, so herrlich verdreht mit seinen bizarren Dämonenmasken und grell leuchtenden spirituellen Tieren zu disharmonischen Alptraumklängen, – es ist eine ungewöhnliche, aber auch ungewöhnlich geile Erfahrung.

Außerdem bietet das Spiel verschiedene Grafikeinstellungen und jeder Spieler kann selbst entscheiden, ob er eine bessere Optik oder 60fps bevorzugt. (Wählt die 60fps.)

Bow
Ist das alles? Nein, nicht ansatzweise. Wir kratzen immer noch an der Oberfläche und viele Features werden sich erst mit dem Release beweisen müssen. So kann man am Shrine Coop-Helfer beschwören oder andere Spieler unterstützen. Ein Duell-Modus ist als frühes, kostenloses Update geplant. Es gibt besonders schwierige, aber auch lukrative Twilight-Missionen, die zeitbegrenzt sind. Die lange Entwicklungszeit hinterließ bei der Technik vielleicht ihre Spuren, aber der Umfang ist enorm.

Fazit:​
Du bist Souls-Fan? Kaufen. Japan-Fan? Kaufen. Ich persönlich war schon etwas Souls-müde. Ich liebe die Reihe, aber es ist ein One-Trick-Pony, seien wir ehrlich. Okay, ein One-Trick-Einhorn aus einer besseren Welt, aber nach der fünften Vorführung braucht es mehr um die Asche zu entfachen. Nioh kopiert die Souls-Formel, aber das Szenario ist ein berauschender Kulturschock, Kampfsystem und Charaktermanagement sind übertrieben komplex, vielseitig und befriedigend, und das Ding bietet so viel Content, dass es richtig Spaß macht sich Nioh vollumfänglich hinzugeben. Kein Spiel für jedermann, aber für jeden nach Herausforderung lechzenden Gamer, der gerne über den Tellerrand bis nach Japan schaut.

(getestet von eape)

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