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Im Test: Odin Sphere Leitfthrasir (PS4 / Vita)

Fast zehn Jahre ist es her, da erschien Odin Sphere für die Playstation 2 und begeisterte Spieler und Kritiker gleichermaßen als bildhübsches 2D-Action-Rollenspiel. Mit dem zungenbrechenden Untertitel Leifthrasir erhalten wir nun vom Entwicklerstudio Vanillaware und dem Publisher Atlus ein frisches Remake in hochauflösender Grafik. In unserem Test erfahrt ihr, ob der Zauber des Originals so konserviert werden konnte.

https://www.youtube.com/watch?v=AE_ZC9njTg0
Odin Sphere inszeniert sich als klassisches Märchen. Beim Start steuert man ein junges Mädchen. Sie hebt ein mächtiges, gebundenes Buch vom Boden und setzt sich neben ihre Katze auf einen bequemen Ledersessel. Sie schlägt das Buch auf und ein Erzähler begleitet uns in die fantasievolle Welt von Erion, wo Feen und Dämonen, verwunschene Königreiche, Walküren und Drachen in ewiger Zwietracht leben.

In dieser Welt übernehmen wir die Kontrolle über Gwendolin, eine starke Speerkämpferin und Tochter des Dämonenkönigs Odin. Auf der Suche nach einem magischen Kessel, der das Blatt im Krieg gegen verfeindete Nationen wenden soll, lernt sie den Drachenschlächter und ihren Feind Oswald kennen, in den sie sich tragischerweise verliebt. Die Story ist voller dieser bekannter, fast abgedroschener, aber liebenswerter Umstände und unterhält mit ihrem dramatisch-kitschigen, märchenhaften Charme.

Die Handlung müssen wir uns aber erst im Kampf verdienen. In jedem Kapitel erkunden wir ein abgeschlossenes Gebiet. Von tiefen Wäldern bis hin zu eisigen Gebirgen und florierenden Städten erwarten uns malerische 2D-Welten im verschnörkelten Bilderbuchstil. Ganz im Stile der 90er-Jahre sind die Gebiete nochmal in einzelne Sektoren, Stages, eingeteilt, die wir von Gegnern und herumliegenden Items befreien.

Die Kämpfe gehen gut von der Hand. Das Schlagen, Blocken und Ausweichen funktioniert solide und macht Laune. Aus haarigen Situationen befreien wir uns mit Spezialangriffen, die sich mit den verdienten Erfahrungspunkten verbessern lassen. So lassen wir die Gegner mit einem Schneesturm gefrieren oder durchbohren den widerspenstigen Boss mit einem Vorwärtshieb um dann von hinten anzugreifen. Wer sich geschickt anstellt, seinen Combocounter oben hält und wenig Treffer kassiert, erhält ein hohes Ranking und damit eine bessere Belohnung pro Battle Stage.

Für etwas Komplexität sorgt neben dem Levelsystem das Crafting. Mit unseren Alchemiekünsten können wir Tränke mit unterschiedlichen Effekten brauen. Dafür nehmen wir eine leere Flasche und füllen sie mit Früchten, Samen und Kriegsbeute. Durch das Mischen verschiedener Tränke können wir wiederum andere Wirkungen erzielen und den Effekt verstärken. So haben wir immer Heilung, Booster und Angriffszauber parat. Insgesamt bietet das Spiel 26 unterschiedliche Tränke mit beachtenswert wenig Redundanz. Wirklich brauchen tut man davon auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad allerdings nicht viel.

Wem das nicht genug ist, der kümmert sich um den Reiseproviant. Bei einem wandernden Koch geben wir gesammelte Rezepte ab und erhalten dann nach Abgabe der nötigen Zutaten warme Mahlzeiten und süße Desserts, die unsere Lebenspunkte auffüllen, steigern und obendrein noch Erfahrungspunkte spendieren. Die Craftingsysteme sind simpel, umfangreich, aber spielerisch entbehrlich. Immerhin bieten sie etwas Abwechslung.

Und die ist bitter nötig. Denn viele Gegner- und Levelvariationen gibt es nicht. Und haben wir uns durch die sieben Kapitel des Buches gekloppt, wird das nächste Buch aufgeschlagen. Es erwartet uns ein neuer Held mit eigenen Besonderheiten und Fähigkeiten, aber mehr oder weniger dieselben sieben Gebiete mit denselben Gegnern und Bossen und Früchten, Rezepten und Items. Die wenigen Neuerungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach den ersten 6-10 Stunden für das erste Buch das Spiel nur noch Recycling betreibt. Das macht man dann insgesamt fünf Mal mit fünf verschiedenen Charakteren um das Finale freizuspielen.

Die Idee dahinter reizt glücklicherweise zum Weiterspielen. Mit jedem Charakter erfährt man eine andere Perspektive oder einen anderen Teil der Gesamtgeschichte. Die erst eindimensionale Handlung nimmt so eine komplexere und umfangreichere Form an. Stereotypen erhalten eine zweite Seite und die Beweg- und Hintergründe der verfeindeten Nationen werden nach und nach aufgeschlüsselt.

Die Motivation verfängt sich so in ein Tauziehen zwischen Ermüdung und dem Appetit auf den nächsten Storyhappen. Immer wenn ein neues altes Gebiet einen Gähner provoziert, animieren die unterhaltsamen Szenen, aber auch neue Fähigkeiten und Charaktere zum Weiterspielen. Die meist frustfreien, kurzen Gefechte tun ihr Übriges um den Spieler irgendwie bis zum Ende 40 Stunden am Bildschirm zu halten.

Während das Original mit Rucklern zu kämpfen hatte, bereitet das Remake den aktuellen Konsolen keine Schwierigkeiten mehr. Auch wenn der Bildschirm mit Monstern und Magieeffekten zugekleistert wird, ist das Spielgeschehen jederzeit flüssig und gut spielbar. Nervig hingegen sind die überholten Soundeffekte, wenn die Gegner im Combo-Rhythmus stöhnen und ächzen. An der hübschen, handgezeichneten Optik kann man sich hingegen kaum satt sehen. Das passiert frühstens bei der dritten oder vierten Wiederholung des Gebiets.

Fazit:
Das Remake Odin Sphere Leitfthrasir versprüht mit seinem märchenhaften Auftreten, der mehrschichtigen Story und den liebenswürdigen, individuellen Charakteren auch noch heute viel Charme. Das Action-Kampfsystem motiviert mit eingängigen Scharmützeln, auch wenn sich das ewige Recycling viel Mühe den Spieler ins Land der Träume zu schicken. Wer mit den Spielen von Vanillaware etwas anfangen konnte oder sich in ein zugängliches japanisches 2D-Abenteuer stürzen will, wird mit diesem längst vergessenen, aber weiterhin putzmunteren Spiel seine Freude haben.

(getestet von eape)

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