Wie wir uns auch entscheiden, der Aufbau der Geschichte bleibt unberührt. Das klingt für wiederholte Durchgänge zäh, gibt uns aber interessante Einblicke in die unterschiedlichen Blickwinkel der beiden tief ausgearbeiteten Charaktere.
Letztendlich sind es drei Fälle, die wir bei einem Durchlauf untersuchen und die sich alle um die zentrale Thematik der künstlichen Intelligenz und des menschlichen Bewusstseins drehen. Genreüblich läuft die Geschichte von selbst und regelmäßig werden wir vor die Wahl gestellt, wie unser Held handeln soll. Wo aber die Konkurrenz meist sehr schwer zu durchschauen ist, lassen sich hier investigative Aufgaben oftmals mit etwas Gehirnschmalz und gesundem Menschenverstand gut lösen. Nichtsdestotrotz sind die Konsequenzen in vielen Situation, insbesondere im Hinblick auf die True Endings des Spiels, kaum zu erahnen. Mehrere Durchgänge sind also für interessierte Spieler Pflicht. Dabei kommt uns die kurze Spielzeit von drei bis vier Stunden pro Abschluss entgegen, die bei bekannten Szenen mit einer komfortablen Skip- und Beschleunigungsfunktion stark reduziert werden kann.
Der Unterhaltungswert wird vermutlich erheblich davon beeinflusst, ob man die Vorlage kennt oder nicht. Erzählt wird hier eine Nebenhandlung des Animes mit anderen Charakteren in der Hauptrolle. Langweilig sollte es so für keine Partei werden. Ich persönlich kannte den Anime nicht und bin grundsätzlich interessiert an dystopischen Zukunftsvisionen und philosophischen Zweifeln am künstlichen und menschlichen Bewusstsein, so ganz packen konnte mich die Geschichte leider nicht. Dafür blieb mir die Story über weitere Teile zu oberflächlich und konfrontiere mich bereits beim ersten Durchgang während der kurzen Spielzeit zu oft mit bekannten Situationen ohne gröberen Zusammenhang. Fans der Serie mit mehr Durchblick in der Welt und mehr Gefühl für die Charaktere könnten das anders sehen.
Die obligatorische Galerie mit ihren Videoschnipseln und den recht lieblosen Standbildern aus dem Spiel schaltet man hier mit einem Minispiel frei. Dabei reiht man in Bejeweled-Manier passende Steine auf einem Feld zusammen, die dann verschwinden und unsere Ermittlerin am oberen Bildschirmrand näher an einen Kriminellen bringen. Nicht wirklich der Rede wert.
Die Synchronisation erfolgte lediglich auf Japanisch und Untertitel gibt es nur in Englisch. Die Technik entspricht den gewohnten niedrigen Standards, wobei Musik- und Sounddesign mit öden Tracks und plumpen Geräuschen negativ auffielen. Da wäre sicherlich dank großem Animebruder mehr drin gewesen.
Fazit:
Wer den Anime kennt und liebt oder wer sich für das kühle dystopische Klima des Szenarios interessiert, sollte einen Blick wagen. Psycho Pass: Mandatory Happiness hat die guten Charaktere, die ein Visual Novel braucht, und stellt erzählenswerte Fragen an die Zukunft. Die Antworten bleiben aber hinter den Erwartungen. Mitreißen konnte mich die etwas müde Geschichte mit ihrem ausgefransten roten Faden leider nicht. Schade. Lust auf die Animeserie konnte mir das Spiel dennoch machen.