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Im Test: Shadow Warrior 3 (PS4, One, PC)

„Lo Wang is back!“ Der vorlaute Assassine kehrt nach fast sechs Jahren mit Shadow Warrior 3 wieder zurück und vollendet damit die Trilogie von Entwickler Flying Wild Hog und Publisher Devolver Digital. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen und klären in unserer Review, ob Wang immer noch die alte Standkraft hat.

Da vertraut man einmal einer Frau und schon geht die ganze Welt den Bach hinunter. Nach den turbulenten Ereignissen in Shadow Warrior 2 ist nämlich die endgültige Apokalypse ausgebrochen, da Kamiko in ihrer neuen Drachengestalt nicht für die versprochene Rettung der Schattenwelt, sondern mehr für die Zerstörung aller Welten sorgte. Städte, Länder, alles wurde in den folgenden Monaten nach und nach völlig zerstört und selbst Lo Wang konnte es nicht verhindern. Ganz im Gegenteil, seit seinem letzten Versuch hat er sogar sein Mojo verloren und lebt seitdem in völliger Isolation und führt lieber Selbstgespräche mit leblosen Gegenständen, als dagegen irgendwas zu unternehmen. Bis jedoch eines Tages sein Erzfeind und ehemaliger Multimilliardär Zilla über die Türschwelle stolpert, der eine Zusammenarbeit der ehemaligen Kontrahenten vorschlägt, erwacht Wang’s alter Kampfgeist erneut.

Mit Shadow Warrior 3 haben wir es mittlerweile mit dem dritten Ableger der aktuellen Reboot-Reihe zu tun, die auf den 1997 erschienenen gleichnamigen First-Person-Shooter von 3D Realms basiert. Während der erste Ausflug von Flying Wild Hog in 2013 noch als straighter First-Person Shooter mit leichten RPG-Elementen näher an den Wurzeln der Vorlage war, wurde aus dem Nachfolger drei Jahre später ein regelrechter Looter Shooter à la Borderlands, inklusive 4er-Online-Coop. Die Fans waren zwiegespalten und nicht ohne Grund gilt der erste Teil immer noch als der beste. Mit Ableger Nr. 3 besinnen sich die Entwickler wieder zurück auf die klassische Ur-Formel, garnieren das Ganze aber wieder mit einem frischen Konzept, welches man sich wieder von einem anderen First-Person-Shooter ausgeliehen hat. Die Rede ist von Doom Eternal. Statt farbige Schlüssel für die passenden Türen zu suchen, fokussiert sich Shadow Warrior 3 auf zahlreiche Encounter, die in abgesperrten Arenen stattfinden. Dabei sind wir nicht nur auf unseren Triggerfinger angewiesen, sondern ist auch Movement ein wichtiger Punkt, genau wie das Nutzen unseres gesamten Arsenals. Ähnlich wie in den beiden Ausflügen des Doomslayers, trägt Wang eher wenig Munition mit sich, was dafür sorgt, dass wir eigentlich ständig die Waffen wechseln. Somit soll man als Spieler ständig auf seinen Zehenspitzen sein, damit zu jedem Zeitpunkt in den Kämpfen ein gewisser Druck aufgebaut wird. Das klappt ganz gut, auch wenn es eben nicht die Qualitäten von id Softwares Doom (2016) oder vor allem Doom Eternal erreicht. Dabei hat Shadow Warrior 3 einige gute Ideen, die der Doomslayer so nicht im petto hat. Nehmen wir z.B. mal die Gore Weapons, was quasi eine eigene Interpretation der Glorykills ist. Statt aber einfach nur Gesundheit zurückbekommen, funktionieren die Gore Weapons bei jedem Gegner anders. So hauen wir den frostigen Kugutsu Dämonen den Schädel ein, um ihr eiskaltes Gehirn zu entwenden, was sich danach als Frostgranate wiederverwerten lassen kann, oder die schwertschwingenden Hattoris, deren riesigen Klinge wir kurzerhand stibitzen, um alles um uns herum kurz und klein zu hauen. Ein weiterer Twist sind dabei die Fallen, die wir öfters in den jeweiligen Kampfarenen vorfinden. Diese lassen sich via Treffer auslösen und decken dabei mit Fleischwölfen, Sägeblättern und auch Dampfwalzen so alles ab, was irgendwie geeignet ist, um massenweise blutrünstige Yokais zurück in die Hölle zu schicken.

Das heißt aber natürlich nicht, dass wir uns wie in Kevin – Allein zu Haus nur auf ausgeklügelte Fallen verlassen müssen, denn im Laufe unseres Abenteuers finden wir bis zu sieben mächtige Waffen, die allerlei Unheil anrichten. Da hätten wir direkt mit Dragontail den Klassiker, ein schnelles und scharfes Katana, welches Wang schon seit den ersten Tagen begleitet. Dazu kommt noch ein großkalibriger Revolver, eine Schrotflinte mit vier (!) Kammern, zwei Maschinenpistolen, die wir gleichzeitig benutzen, einen eher unspektakulären Granatwerfer, eine Art antikes Gaussgewehr und einen Shurikenwerfer. Alle sieben Waffen haben dabei ihren Nutzen und wollen je nach Situation richtig eingesetzt werden. Mit dem Revolver schalten wir in bester Clint Eastwood-Manier schwächere Dämonen im Sekundentakt aus, während das Gaussgewehr und die beiden Werfer gerade für den größeren Unrat aufgespart werden sollten. In den Levels finden wir dabei nicht nur neue Waffen und Munition, sondern auch zwei Arten von Orbs, die als Upgradematerial eingetauscht werden können. Somit lassen sich die Waffen bis zu dreimal aufleveln, um weitere Kniffe freizuschalten. So verlangsamt sich die Zeit, wenn wir z.B. mit dem Gaussgewehr zielen und ihre Projektile durchstoßen nun auch mehre Gegner hintereinander. Die zweite Orb Variante ist für Wang selber und lässt sich dafür einsetzen, um die Gesundheit oder die Menge an Ressourcen zu erhöhen, die wir sonst durch das Erledigen von Feinden bekommen. All das ist nicht gerade unwichtig und kann gerade bei den Waffen für einen gewaltigen Unterschied sorgen, weswegen es sich auch lohnt, etwas genauer in den Levels hinzuschauen.


Zwischen den Kämpfen setzt der Titel auf kleine Verschnaufpausen, in denen wir uns von einer Arena zur nächsten bewegen. Dabei nutzen wir Wallruns oder den brandneuen Enterhaken, um Abgründe oder andere Hindernisse zu überwinden. Hier wird dann auch immer wieder mal versucht, ein wenig Abwechslung einzubringen, in dem wir mal einen diebischen Tanuki verfolgen oder mit einem ungeschlüpften Drachenei eine Bootsfahrt absolvieren. Ebenso wird hier das meiste an Dialogen zwischen Wang und seinen Begleitern abgehandelt, die typisch für die Serie mehr auf die humoristische Schiene abzielen. Gerade schmutzige Witze und popkulturelle Anspielungen dominieren dabei die Gespräche, die mehr oder weniger für ein leichtes Grinsen sorgen können.

Was auf jeden Fall sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt wird, sind die verschiedenen Level von Shadow Warrior 3. Diese sind teilweise echte Hingucker und überzeugen durch einen hohen Detailgrad und wunderschönen Skyboxen. Dabei ist der Titel auf der technischen Seite sicherlich nicht perfekt. Die Zwischensequenzen können hier und da mal ins Stocken kommen, Texturen laden nicht selten mal zu spät und gerade PC Masterrace Luxus, wie Ultrawide Monitor Support, wurde leider eher stümperhaft umgesetzt. Dafür können sich Besitzer von Nvidia Grafikkarten über RTX Support in Form von DLSS und Reflex freuen, die dafür sorgen, dass das Spiel sich zu jeder Minute flüssig anfühlt. Lob verdient auch der Soundtrack aus der Feder des noch recht unbekannten Komponisten Maciej Kulesza, der es wirklich geschafft hat, den kompletten Soundtrack ohne einen einzigen tief gestimmten Metalriff aufzunehmen! Nein, einzig Elektro, Trip-Hop und vor allem fernöstliche Klänge untermalen das wahnsinnige Blutbad.

Fazit
Auch wenn jeder Ableger der Trilogie an sich sehr unterschiedlich war, mochte ich jeden davon auf seiner Art und Shadow Warrior 3 ist als Abschluss da keine Ausnahme. Die Action ist direkt und packend inszeniert, das Pacing durch eine Spieldauer von ca. fünf Stunden genau richtig in Zeiten von 50-100 Stunden Spielen und auch wenn nicht jede Zeile saß, gabs hier und da genug Momente, in denen ich über Lo Wang’s Mundwerk dann doch mal vor mich hingrinsen musste. Nicht auf Augenhöhe mit Doom Eternal, aber mit dem Herzen am richtigen Fleck und in diesem Sinne: „To survive the bloodbath, you must become the bloodbath“ – Lo Wang

Shadow Warrior 3 ist seit dem 1. März für PC, Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Getestet wurde die PC-Version.

(getestet von Para)

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