Das brasilianische Studio Firecast hat kürzlich zusammen mit Publisher Team 17 das Taktikrollenspiel Sword Legacy Omen veröffentlicht. Im Britannien des europäischen Mittelalters angesiedelt, rollt dieses auf Indie-Festivals bereits mehrfach ausgezeichnete Rollenspiel aus der Vogelperspektive die Sage um König Artus neu auf. Ob dieses blutige Abenteuer einen Besuch wert ist, verrät unser Test.
Die Story ist, obwohl bekannt und recht umfangreich, schnell erzählt. Mercia wird angegriffen von Wessex, mitten im Schlachtengetümmel finden sich natürlich Uhter und Merlin Rücken an Rücken im Getümmel. Als dann plötzlich eine dunkle Prophezeiung erwähnt wird und im Anschluss die Untoten in bester White Walker-Manier ihr Unwesen treiben, ist das Kind in den Brunnen gefallen. Leider versuchen die Entwickler ein etwas zu düsteres Setting zu schaffen, das Hauptaugenmerk liegt auf Brutalität. Style over Substance. Die Geschichte verliert somit recht schnell den roten Faden und verläuft sich in einem wirr erzählten Kauderwelsch. Schade, denn die Ausgangssituation versprach viel. Und somit kommen wir zum ersten Kritikpunkt des Spiels, der Story. Da es sich bei Sword Legacy Omen um ein Taktikrollenspiel handelt, verbringen wir wohl mehr Zeit mit dem Lesen von Dialogen und Dokumenten als mit den Kämpfen. Da die Story aber dermaßen wirr und konfus ist, verliert man bereits nach kurzer Zeit das Interesse und beginnt weiter zu klicken, um sich dem ansehnlichen Design des Spiels zu widmen.
Hier trumpft Sword Legacy Omen mit seiner wohl größten Stärke auf. Das gesamte Spiel ist handanimiert und wirkt wie ein gut gezeichneter Trickfilm, ähnlich wie Genrekollege Banner Saga. Die Animationen der Charaktere sind liebevoll, Zaubereffekte zünden ein kleines Feuerwerk auf dem Bildschirm und Enthauptungen von allerlei untotem Gesocks geht besonders blutig zur Sache. SLO geizt nicht mit Blut und Brutalität, wirkt aber aufgrund der Comicoptik nie übertrieben oder gar abstoßend. Die Weltkarte des zerrütteten Britanniens ist hier tatsächlich eine Weltkarte, über der die Figuren bewegt werden und die Entwickler haben bei der Präsentation in allem eine klare Linie gefunden, der sie sich bis auf wenige Ausnahmen treu bleiben. Hin und wieder stechen uns etwas zu modern wirkende UI-Elemente ins Auge.
Das Kampfsystem setzt auf ein traditionelles rundenbasiertes System, wie wir es aus XCOM und dergleichen kennen. Es ist äußerst wichtig, seine Recken taktisch zu positionieren und die Gegner im Blick zu haben. Denn das Ableben unserer vierköpfigen Heldenparty kommt teils unerwartet schnell. Zu Beginn des Spiels können wir nur auf Basisklassen wie Speerkämpfer oder Magier zurückgreifen. Später im Spiel stoßen mehrere neue Helden hinzu, die unser Kämpferrepertoire um neue Klassen erweitern. In bester RPG-Manier lassen sich die Recken natürlich auch leveln, verbessern und neu einkleiden, um auch dem stärksten Gegner wacker die Stirn zu bieten. Hier spielt SLO eine seiner größten Trumpfkarten aus: die Charaktervielfalt. Diese sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Zusammensetzungen der Gruppen sowohl umfangreich als auch abwechslungsreich sind. Verschiedene Situationen erfordern verschiedene Kombinationen an Helden. Nur wer seine Party clever zusammensetzt, hat eine Chance gegen die KI. Im Kampf selbst kosten sämtliche Bewegungen Aktionspunkte und es gibt eine Überwachungsfunktionen für feindliche Bewegungen, mit der die Helden dann in der passiven Runde angreifen können. Besser gut kopiert als schlecht selbst erfunden, Taktikrollenspiel-Fans fühlen sich hier direkt heimisch. Einzig die nicht drehbare Kamera hindert teils die Übersicht im Gefecht.
Etwaige Verletzungen, die wir in Gefechten davontragen, werden in die nächsten Gefechte übertragen, es sei denn, wir heilen unsere Kämpfer in Gasthäusern oder mit Heilfähigkeiten zu Beginn der nächsten Kampfbegegnung. Hier wirkt SLO etwas sperrig, denn Heiltränke gibt es nicht.
Zwischen den Kämpfen dürfen wir frei erkunden. Burgen, Kerker, Katakomben, das Standard 1×1 des Fantasysettings bietet nicht gerade viel Abwechslung und fühlen sich an, als hätte man sie schon tausendmal gesehen. Zudem bietet die Erkundung keinerlei spannende Momente, mal hier ein Dokument, mal da ein Schlüssel, hier mal eine Kiste. Nach kurzer Zeit geradezu langweilig, unterbrechen diese Passagen den Flow des Spiels weiterhin.
Fazit:
Gut im Ansatz, schlecht in der Ausführung. Der visuelle Stil und die Ausgangssituation von Sword Legacy Omen versprechen ein einzigartiges Rollenspielerlebnis in der Sage der Nibelungen. Leider schaffen es die Entwickler von Firecast Studio nicht, ihr Spiel unterhaltend zu machen. Beinahe alles fühlt sich langwierig und langweilig an. Abseits der Kämpfe und des tollen Artdesigns bietet Sword Legacy Omen einfach zu wenig, um relevant zu sein. Selbst für den verhältnismäßig kleinen Preis von rund 18€ gibt es wesentlich besseres und vor allem interessanteres im Genre. Schade.
(getestet von Frank Johann)