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Im Test: The Legend of Heroes – Trails of Cold Steel III (PS4)

Die Legend of Heroes-Reihe baut sich Spiel für Spiel ein überzeugendes Rollenspieluniversum zusammen. Mit Trails of Cold Steel III geht eine besonders beliebte Serie innerhalb dieser Welt in die zweite Halbzeit und vollführt dabei den Generationssprung auf die PS4. Der japanische Entwickler Falcom nutzt die zusätzliche Hardwareleistung für eine kleine Schönheitskur und erlaubt sich nach den Geschehnissen in den Vorgängern, die Story in neue Bahnen zu lenken. NIS America versorgte uns freundlicherweise pünktlich mit einem Exemplar des Spiels und wir geben unsere Eindrücke im Test direkt an euch weiter.

Der dritte Teil von Trails of Cold Steel setzt die Serie dort fort, wo wir sie zuletzt verlassen haben. Der Krieg zwischen dem Imperium und dem revoltierenden Adel ist beendet. Der siegreiche Kanzler behält seine unerschütterliche Autorität bei und die Adelshäuser ordnen sich ihm unter. Die Class VII, deren Werdegang wir in den Vorgängern verfolgen durften, verliert ihre neutrale Position und unterstützt nun ebenfalls das Imperium beim Machterhalt und der Besetzung feindlicher Territorien. Unser wiederkehrender Protagonist Rean soll nun an einem abzweigenden Campus eine neue Class VII aufbauen und trainieren.

Dieser Ausgangspunkt stellt einen ungewöhnlichen Umbruch dar. Wir verabschieden uns etwas vom japanischen Rollenspielklischee, von heroischen Schülern, die zusammen ungeheuren Bedrohungen trotzen. Wir sind erwachsen geworden. Und wir finden uns in einer unbequemen Lage wieder, in der wir nicht unabhängig handeln, sondern einem zweifelhaften Reich dienen, das auf sehr realistische Weise in unterschiedlichen Graustufen gezeichnet wird und von schwarz-weißen Stereotypen absieht.

Das wird besonders deutlich, wenn man den – leider bisher nur in Japan erhältlichen – Crossbell-Arc der The Legends of Heroes-Reihe gespielt hat. Dort verfolgten wir die Geschichte der nun von uns okkupierten, früher freien Stadt Crossbell. Somit treffen wir auf andere Helden, die wir jetzt zu unseren Feinden zählen, die aber ebenso für höhere Ziele mit moralischer Oberhand kämpfen. Das schafft von Anfang an eine knirschende, konfliktreiche Atmosphäre, die jedem Schritt Richtung Auflösung entgegenfiebert.

Das funktioniert nicht in der Intensität, wenn man die Vorgänger nicht kennt. Und wer direkt den Generationssprung machen und zum dritten Teil skippen will, sollte sich trotz umfangreicher Zusammenfassung gut überlegen, ob der Anfang der Serie nicht einen besseren Einstieg in die Serie darstellt. Mittlerweile sind der erste und zweite Teil auch als überarbeitete Versionen für PS4 verfügbar und bieten auch heute noch hochwertige Rollenspielkost. Außerdem hat sich weder spielerisch noch technisch genug getan, um überhaupt einen Anreiz zu haben, die früheren Titel zu überspringen.

Der grundlegende Spielaufbau erinnert sehr an den Serienstart. Die neue Class VII kümmert sich in alter Tradition um den Schulalltag, lebt die kleinen und großen Schülerdramen, während politische Intrigen nie ganz in den Hintergrund rücken, aber sich erst bei den mehrtägigen Field Exercises, Schulausflügen, zum zentralen Angelpunkt wandeln. Hier besuchen wir unterschiedliche Städte, plauschen mit erstaunlich vielen interessant ausgearbeiteten Nebencharakteren, die uns durch eine immer gegenwärtige Hauptquest, aber auch kleinere Nebenaufträge leiten, und stürzen uns in der freien Wildbahn in den Kampf.

Wie gewohnt kommandieren wir hier immer noch rundenweise eine vierköpfige aktive Party, die wir nach Gusto mit einigen Limitierungen von Seiten der Story frei zusammenstellen können. Dabei sind auch die Rollen der einzelnen Charaktere frei definierbar. So hat jedes Partymitglied Fähigkeiten und Attribute, die ihn in eine bestimmte Richtung lenken, am Ende entscheiden wir aber, ob wir diese Stärken ausbauen wollen oder eine Hybridskillung bevorzugen oder uns gar völlig vorbestimmten Ideen lösen wollen. Dafür bietet Trails of Cold Steel III auch genug Ressourcen zum tiefgehenden Partymanagement. Von Anfang an erhalten wie eine Hand voll Masterquartz, die so etwas wie eine Klasse vorgeben, und gleichzeitig können wir aus einem Pool aus zig Quartz unseren Charakteren alle möglichkeiten Fähigkeiten, Zauber und passive Eigenschaften lehren, frei kombinieren und austauschen. Es macht Spaß unterschiedliche Builds auszuprobieren und sich strategisch auszutoben.

So hat der stolze Schüler Kurt von Hause aus einen sehr hohen Ausweichwert. Er erhält von mir den Masterquartz, um nach einem Ausweichmanöver einen besonders starken Konter auszuführen. Paart man das mit Quartz, die den Ausweichwert weiter steigern und zur Sicherheit noch einem aktiven Zauber, der die Defensive erhöht, hat man mit Kurt einen effektiven Evade Tank, der an vorderster Front viele Schläge abfangen kann und gleichzeitig ohne viel Zutun gut austeilt.

Leider dauert es etwas bis die Komplexität des Kampfsystems ihr Potenzial ausschöpfen kann. Gerade die normalen Gegner sind anfangs auch auf dem höheren Schwierigkeitsgrad sehr schnell Geschichte und erfordern selten mehr als stumpfe, einfache Angriffe. Nur die Bosse stellen eine willkommene Herausforderung dar. Später relativiert sich der Kritikpunkt etwas, insgesamt hätte das Spiel aber ein mutigeres Balancing vertragen können. Es ist immerhin ein Nischen-Rollenspiel und richtet sich somit vornehmlich an Genreveteranen, die ein ambitionierter Schwierigkeitsgrad selten abschreckt.

Aber so gut das Kampfsystem und das gesamte Gameplaygerüst auch ist, das eigentliche Herzstück bleibt auch beim dritten Teil der Trails of Cold Steel-Serie die Story. Und hier hat Falcom den Sweet Spot getroffen. Das Spiel hat ein sehr motivierendes Pacing. Die Story wird trotz offenem Missionsaufbau konsequent und ohne Leerlauf erzählt. Es wechseln sich ruhige Charaktermomente mit großen Höhepunkten ab. Zwischen einer Handlung, die die Weltordnung der Reihe etwas durchrüttelt, finden immer wieder emotionale Nostalgiebilder ihren wohlverdienten Platz. Die meisten der seltenen, aber regelmäßigen Nebenquests nehmen Bezug auf den vordergründigen Plot. Hier stimmt alles. Und wer die Reihe bis hierhin gespielt hat, darf sich auf einen würdigen Nachfolger und so manch eine an Fans gerichtete Überraschung freuen.

Dass die Legend of Heroes-Spiele und somit auch Trails of Cold Steel immer noch Nischenprodukte sind und nicht die Schauwerte eines Final Fantasy oder Persona bieten, stört hier absolut nicht. Dafür steckt hier viel zu viel Liebe und Sorgfalt zum Detail. Die Grafik überzeugt auf bodenständigem Niveau mit schön designten Charakteren und Locations, fällt aber in den offenen Arealen etwas ab. Die Musik hat auch ihre Höhen und Tiefen, beschert uns aber immer wieder im richtigen Moment ein Highlight. Hervorheben muss man wieder den hohen Komfort der Spiele. Es gibt kaum Ladezeiten, alle Menüs sind flott, die sehr mächtige Schnellreise auf Knopfdruck negiert jedes Backtracking, die Spielgeschwindigkeit lässt sich jederzeit erhöhen und verlorene Kämpfe können direkt wiederholt werden. Trails of Cold Steel III ist eine sehr frustfreie, bequeme Erfahrung, die sich wohlwollend dem Spieler anpasst.

Fazit:
Trails of Cold Steel III ist ein sehr konsequenter Nachfolger, der sich trotz Generationssprung nicht neu erfindet, sondern die bestehenden Systeme sinnvoll ausbaut und technisch aufbereitet. Den Bruch zu den Vorgängern finden wir auf inhaltlicher Ebene, denn der dritte Teil dieser Saga wirft das weltliche Gefüge ziemlich durcheinander und macht aus der Schulklasse, die wir in den Vorgängern in typischer JRPG-Manier kennen und lieben gelernt haben, respektable Persönlichkeiten auf dem Spielbrett politischer Beziehungen und Intrigen. Dabei traut sich das Spiel trotz umfangreicher Vorgeschichte auch erstrangig Kenner der Serie anzusprechen, die dauerhaft für ihre Kenntnisse der Charaktere und Welt mit nostalgischen Momenten und interessanten Entwicklung belohnt werden. Aber in jedem Fall ist Trails of Cold Steel III ein exzellentes japanisches Rollenspiel, das sich seinen Platz neben den ganz großen Genrevertretern mühevoll mit viel Leidenschaft und bewährtem Handwerk erarbeitet hat.

(getestet von eape)

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