Vor Killer7 und No More Heroes veröffentlichte der japanische Kult-Entwickler Suda51 im Jahre 1999 mit seinem Studio Grasshopper Manufacture The Silver Case für die erste Playstation. 17 Jahre später erscheint es nun HD optimiert und das erste Mal lokalisiert über GOG, Steam und Playstation 4. Ob das Spiel auch noch heute begeistern kann, oder der Zahn der Zeit doch zu sehr daran nagt, erfahrt ihr hier im Test.
In der Stadt 24 Wards passieren eine Reihe an bizarren Morden, die auf dem ersten Blick alle in Verbindung zum legendären Silver Case stehen, der vor knapp 20 Jahren die Schlagzeilen dominierte. Als dann auch noch dem Täter hinter dem Silver Case, Kamui Uehara, die Flucht aus seiner Haft gelingt, scheint die Gewalt endgültig zu eskalieren. Doch kann dies alles nur ein Zufall sein, oder steckt doch mehr dahinter?
The Silver Case ist ein Visual Novel und legt seinen Fokus auf die Charaktere und ihre Dialoge, die komplett linear im Spiel verlaufen. Einen Einfluss haben wir auf diese nicht und sind mehr der stille Beobachter in der Geschichte. Das überträgt sich auch im Gameplay, welches ebenso keine Handlungsfreiheiten bietet. So bewegen wir uns wie auf Schienen von Raum zu Raum, lesen uns Dialoge durch und dürften uns in wenigen Fällen Zahlenrätseln widmen.
Wer sich mit all dem so wenig wie möglich beschäftigen will, kann die Rätsel per Knopfdruck automatisch lösen lassen und sogar die eigene Laufgeschwindigkeit erhöhen. Dies ist auch an vielen Stellen leider bitter nötig, da hier das Spiel sehr trocken und ohne Überraschungen daherkommt. Eine Autopilot-Funktion wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen.
Visuell hingegen präsentiert sich das Spiel interessant und wechselt stets zwischen CG, Anime, FMV und Comic Panels, die die jeweiligen Stimmungen überzeugend in Szene setzen können. Musikalisch untermalt wird das ganze dazu von einem sehr eigenständigen und einprägsamen Soundtrack aus der Feder von Komponist Masafumi Takada, der mittlerweile auch u.a. durch seine Arbeit für die Danganronpa Serie, Vanquish und The Evil Within bekannt ist.
Dies alles in Verbindung mit den Dialogen, bildet eindeutig das Highlight des Spiels, auch wenn die Balance im Writing nicht immer ganz gelungen ist. Nicht selten triefen die Dialoge von kitschigen, vorpubertären oder pseudo-Intellektuellen Aussagen, die zum fremdschämen einladen. Wer kein Problem mit etwas Melodramatik hat und Suda’s Stil nicht abschreckt, wird mit spannenden Fällen und einigen sehr guten Charakterentwicklungen belohnt.
Fazit:
Nach all den Jahren hat The Silver Case von seiner exotischen und surrealen Ausstrahlung nichts verloren. Die Story trifft zwar nicht immer die richtige Note, bietet aber trotz allem immer noch einen interessanten Mystery-Thriller, der mit einer Dauer von bis zu 15 Stunden ausgesprochen großzügig ausfällt. Visual Novel und Suda Fans schlagen zu, alle anderen sollten sich vielleicht das eine oder andere Video zum Spiel anschauen.
The Silver Case ist seit dem 6. Oktober digital auf GOG und Steam erhältlich. Eine Playstation 4 Version wurde bereits für Anfang 2017 angekündigt.
(getestet von Dr. Para)