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Im Test: Thronebreaker: The Witcher Tales (PC, PS4, One)

Als 2015 das Meisterwerk The Witcher 3: Wild Hunt das Licht der Welt erblickte, verzauberte es Rollenspielfans und Liebhaber guter Geschichten nicht nur durch seine gut geschriebene Geschichte rund um die Suche nach Protagonist Geralts Ziehtochter Ciri. Abseits der Hauptgeschichte bot The Witcher 3 auch allerlei Monstergekloppe. Aber nicht nur Unwesen wurden verdrescht… wann immer Geralt mal Zeit hatte, wurde die örtliche Taverne aufgesucht, um eine ordentliche Runde Karten in dem Minispiel Gwent zu dreschen. Es dauerte nicht lange und um dieses Spielchen bildete sich eine große Fangemeinschaft. Ähnlich wie Final Fantasy VIIIs Triple Triad wurde Gwent für manch einen Spieler fast schon wichtiger als das eigentliche Spiel. Es dauerte folglich nicht lange, bis die Polen von CD Projekt RED mit Gwent – The Witcher Cardgame eine eigenständige, auf Multiplayer-Partien ausgelegte Version des Tavernenkults ankündigten. Wenig später folgte dann die Meldung, Gwent auch mit einem Singleplayer-Abenteuer ausstatten zu wollen. Als nun eigenständige Version Thronebreaker – The Witcher Tales exklusiv über GOG.com erschienen, zieht es uns abermals in die Welt von Hexern, Hexen, Monstern und finsteren Herrschern.

Königin Meve hat es nicht leicht. Nach dem Tod ihres Ehemannes, König Reginald den Mächtigen, findet sich die junge, schöne Königin als Herrscherin über die Länder Lyrien und Rivien wieder. Unterschätzt von ihren Gegnern, welche die Situation ausnutzen wollten, um in die Lande einzufallen, schritt Meve gekleidet in eine Rüstung statt einem Kleid zur Tat und verwandelte sich in eine angesehene Feldherrin. Bekannt für ihre absolut gnadenlose Härte, macht sich Meve, die nie eine militärische Ausbildung genoss, einen Namen als große Herrscherin und Taktikerin. Der perfekte Charakter also, um in Thronebreaker das Ruder zu übernehmen. In einer isometrischen Version des Witcher-Universums steuern wir Meve über die Weltkarte, sammeln am Wegesrand Rohstoffe und Gold, finden geheime Schatztruhen, welche zum Beispiel Einheitenkarten enthalten können, oder kämpfen mit unserer Armee gegen Banditen und Monster. Gekämpft wird in Thronebreaker mit Gwent! Alle Kämpfe werden auf dem Spielfeld ausgetragen. Da es in Gwent darum geht, als eine von 5 Fraktionen mit seiner Armee, die andere Armee zu schlagen, respektive als Spieler mehr Punkte auf dem Feld zu haben, als der Gegenspieler, eignet sich die Story rund um Meve und ihr Heer hervorragend dazu, den Kontext zu geben, warum wir gegen griesgrämige Magier, nilfgaardische Generäle oder Monster mit Spielkarten in die Schlacht ziehen.

Jede Spielkarte in unserem Deck stellt eine Einheit dar. Es gibt Heldenkarten, Nah- sowie Fernkampfeinheiten, Zauber, Tränke sowie Effektkarten, die ganze Reihen der Gegner oder nur einzelne Karten mit Effekten belegen. Die Auswahl an Karten scheint schier endlos zu sein, um so schwieriger ist es daher, sich auf das perfekte Deck festzulegen, da unser Deck maximal 25 Karten umfassen darf. Auch auf den maximalen Energiebedarf muss geachtet werden. Jede Karte hat einen Energiewert, welcher das Vollstopfen des Decks mit den mächtigsten Karten verhindert. So ist es ein taktischer Balanceakt, das perfekte Deck zu finden. Unsere Einheiten und Karten stellen wir im Hauptlager zusammen. Das Hauptlager ist zudem unser Hauptanlaufpunkt, wenn es um so ziemlich alles geht. Aufgeteilt in verschiedene Zelte finden wir hier die Möglichkeit Einheiten auszubilden, also Karten zu erstellen, mit unseren Verbündeten zu sprechen, in der Schmiede Meve’s oder die Fähigkeiten unserer Einheiten zu stärken. Was auf den ersten Blick wie ein einfaches Kartenspielchen wirkt, entpuppt sich als durchaus sehr komplexes Taktikspiel, das die Wurzeln der Tavernen in Velen und Skellige hinter sich gelassen hat.

Anders als noch zu Zeiten von The Witcher 3 hat CD Projekt Red das Spielfeld ordentlich umgekrempelt. Statt drei Linien gibt es in Thronebreaker (und im eigenständigen, kostenlosen Multiplayer Spiel Gwent) nur noch zwei Reihen auf dem Brett. Eine für den Fernkampf und eine für den Nahkampf. Karten können nach belieben in beide Reihen gelegt werden, haben dann jedoch unterschiedliche Effekte. Mit dem Verzicht auf eine ganze Reihe hat das Spiel nichts an Taktik eingebüßt. Im Gegenteil, die Entwickler haben viel Zeit investiert, die Komplexität hoch zu halten, trotz der Generalüberholung des Spiels. Dies macht sich besonders dann bemerkbar, wenn wir am Wegesrand eines der kleinen Highlights des Spiels entdecken: die Rätsel. Hier müssen wir unter bestimmten Herausforderungen ein verkürztes Match bestreiten und mit vorgegebenen Karten zum Beispiel den Ansturm eines wütenden Dörflermobs abwehren. Zurück aus der Hauptreihe rund um Geralt sind die moralischen Entscheidungen, die uns nach eben jenem Rätsel erwarten. Was machen wir mit den Anführern des Mobs? Hängen, auspeitschen oder in Frieden lassen? Wie bekannt, ist nichts in der Welt der Hexer einfach schwarz oder weiß, eher grau tragen die meisten Entscheidungen weitreichende Konsequenzen für die Welt und somit auch direkt für den Spieler. Die Entscheidung, die Aufrührer gehen zu lassen, kann die Moral unserer Truppen senken, somit kämpfen sie in der kommenden Schlacht schlechter, im Gegenzug sorgt die Entscheidung aber für einen ordentlichen Schub in der Staatskasse, da die Dörfler, getrieben aus Angst, ihr Hab und Gut für unseren Zweck spenden. So ist es oftmals ein Balanceakt, sich zu entscheiden. Taktik wird also nicht nur auf dem Spielfeld vom Spieler verlangt.

Nicht nur die spielerische Front weiß zu überzeugen, die Designer haben mal wieder hervorragende Arbeit geleistet. Die Spielwelt hat trotz des Wechsels in die isometrische Sicht nichts von seiner Schönheit eingebüßt, die animierten Einheitenkarten sind ein echter Hingucker und auch die an Zeichentrickfilme erinnernden Zwischensequenzen mit leicht animierten Standbildern wissen zu überzeugen. Was auf die Ohren gibt es in Form eines gewohnt eingängigen Soundtracks, der das Spiel stimmungsvoll begleitet. Wahlweise ist das Spiel auch komplett in Deutsch vertont, was nur zeigt, dass es sich bei Thronebreaker eben nicht nur um ein Nebenprojekt handelt.

Fazit:
CD Projekt RED haben mit Thronebreaker einen hervorragenden, taktischen Einzelspielerpart für ihr Trading Card Game Gwent erschaffen, den nicht nur Fans der Witcher-Reihe einen Blick schenken sollten. Schaut man hinter die Kartenfassade, entpuppt sich Thronebreaker als waschechtes Taktikrollenspiel mit ordentlich Tiefgang. Thronebreaker ist nicht nur ein bloßes Spinoff, sondern ein vollwertiges CD Projekt RED Spiel, mit den gewohnten und fast schon erwarteten Qualitäten dieses Ausnahmeentwicklers. Die Erzählstruktur ist dicht, die Charaktere vielschichtig und vor allem wahlweise auch komplett in Deutsch vertont. Durch die Rätseleinlagen und den umfangreichen Deckbau entsteht ein angenehm komplexes Abenteuer rund um Königin Meve und ihre engsten Vertrauten. Wer was für taktische Rollenspiele, das Witcher Universum oder gut erzählte Geschichten übrig hat darf und sollte zugreifen.

Thronebreaker ist seit dem 23.10.2018 für 25,89€ PC-exklusiv auf GOG.com erhältlich. Eine Playstation 4- und Xbox One-Fassung folgt am 04.12.2018.

(getestet von Frank Johann)

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