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Im Test: Two Point Hospital (PC)

Manche Zocker, die eher dem älteren Semester angehören, werden wehleidig an die goldene Ära der Wirtschafts- und Aufbausimulationen zurückdenken. Namen wie SimCity, Pizza Tycoon, Industrie Gigant und vor allem Theme Park und Theme Hospital von Bullfrog Productions wecken auch heutzutage noch gute Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit. Das haben sich auch die beiden ehemaligen Bullfrog-Entwickler Mark Webley und Gary Carr gedacht, die maßgeblich für den Erfolg der Theme-Reihe verantwortlich waren und nun in Zusammenarbeit mit dem Publisher SEGA den ersten Titel ihres neuen Two Point Studios veröffentlicht: Two Point Hospital. Wie man dabei unschwer am Namen erkennen kann, handelt es sich hier um eine moderne Neuauflage von Theme Hospital, welches alte, aber auch neue Fans für das angestaubte Genre gewinnen will. Wir haben dem Titel in unserem Test eine gründliche Untersuchung unterzogen.

Willkommen im Two Point Country, auf den ersten Blick ein Paradies auf Erden, welches sich von sonnigen Küstenstränden, über grüne Täler bis hin zu verschneiten Bergen erstreckt. Schaut man jedoch hinter diese idyllische Landschaft, sieht es jedoch ganz anders aus: die Bevölkerung leidet unter unzähligen kleinen bis großen Wehwehchen, die nur schlecht als recht behandelt werden. Als ärztlicher Direktor der Two Point Foundation, liegt es nun an uns, die Kliniken des Landes auf Vordermann zu bringen und für einen niedrigen Krankenstand zu sorgen. Die Krankenhäuser stehen nämlich in der Regel komplett leer und wollen von uns mit Stationen und Zimmern bestückt werden. Wir fangen mit der Aufnahme an und bauen danach mit Arztpraxen, Apotheken, Diagnosezimmern, Krankenstationen und einer Toilette die Basis eines jeden guten Krankenhauses, aber auch das Personal darf natürlich nicht fehlen! Diese werden in vier verschiedenen Kategorien eingeteilt: Ärzte, Krankenpfleger, Assistenten und Hausmeister. Ärzte untersuchen und behandeln, Pfleger bedienen einfache medizinische Geräte oder kümmern sich um die Patienten, Assistenten sind meistens an der Aufnahme oder verkaufen in den Shops Nahrungsmittel oder anderen Krempel und Hausmeister sorgen für Sauberkeit, kümmern sich um die Instandhaltung oder werden dank spezieller Ausbildung sogar zum Geisterjäger.

Wenn ein Patient das Klinikum betritt, verläuft der Weg bis zur vollständigen Genesung immer gleich ab. Die Aufnahme leitet die Fälle weiter zum Arzt, in der Praxis folgt dann die Untersuchung. Fällt schon hier eine Diagnose, geht es direkt zur Apotheke, wo es die passende Medizin gibt oder zur Behandlung in den unterschiedlichen Stationen. Kommt der Arzt aber auch nicht direkt auf die Lösung des Problems, helfen extra ausgestattete Diagnosezimmer und die Kardiologie aus, die den Patienten nochmal gründlicher auf den Zahn fühlen. Während manche Krankheiten recht simpel zu behandeln sind und sich teilweise die gleichen Behandlungen teilen, gibt es auch ganz spezielle Fälle, die eine extra dafür ausgelegte Station brauchen. Patienten z. B. mit der „helles Köpfchen“-Krankheit müssen zum wortwörtlichen Glühbirnentausch in die Entleuchtungsklinik, arbeitslose Clowns leiden unter „Narrzissmus“ und können nur dank der Zirkustherapie wieder ein ganz normales Leben außerhalb des Zirkus führen, während Menschen ohne Lebenslust einzig durch die Farbtherapie ihre „graue Anatomie“ wieder loswerden können.

Gerade hier kommt der humoristische Teil von Two Point Hospital deutlich durch, inklusive einigen direkten Hommagen an den spirituellen Vorgänger Theme Hospital, die sich durch das komplette Spiel ziehen.

Die richtige Behandlung ist dabei aber nicht immer die Garantie für eine erfolgreiche. Hier spielen einige Faktoren mit, wie eben die richtige Ausbildung und die Verfassung unseres Personals. Ersteres können wir gewährleisten, in dem wir direkt die passenden Angestellten einstellen oder sie dank Weiterbildung auf den jeweiligen Job vorbereiten. Geld macht bekanntlich glücklich, weswegen wir immer wieder mal eine kleine Gehaltserhöhung verteilen sollten, aber genau so sollte jeder unserer Untergebenen eine regelmäßige Pause einlegen können. Beachten wir diese Punkte und gehen auf die Wünsche ein, passieren unseren Ärzten deutlich weniger Fehler, was für uns eine höhere Behandlungsquote und zufriedene Patienten bedeutet.

Das Ziel in Two Point Hospital liegt darin, für jede Klinik des Landes mindestens einen Stern zu erhalten. Bei dieser Auszeichnung handelt es sich quasi um das Two Point Gegenstück zum realen Michelin-Stern im Gastronomie-Bereich und wird nur ausgehändigt, wenn wir vorgegebene Herausforderungen erfüllen können. Meistens reicht dafür das Erreichen einer positiven Quote oder das Verdienen einer gewissen Menge an Geld durch unsere monatlichen Einnahmen, doch haben manche Standorte auch gewisse Rahmenbedienungen, die uns das Erreichen der Auszeichnung erschweren. So haben wir in der Universitätsklinik nicht den Zugriff auf ausgebildete Ärzte und Krankenpfleger, weswegen wir unser Personal selber Ausbilden müssen, damit sie unsere Patienten behandeln können. Eine anderes Krankenhaus liegt komplett zugemüllt in der Nähe eines Atomkraftwerks. Hier müssen dann erstmal alle Räumlichkeiten von unserem Hausmeister leergeräumt werden und dann wären da noch die Patienten, die scheinbar eine ungesunde Dosis Strahlung abbekommen haben und deswegen nun öfters den Weg zum Mülleimer aufsuchen müssen. Erhalten wir trotz allen Steinen im Weg den begehrten Stern, können wir zur nächsten Klinik gehen oder bleiben erst mal und versuchen uns an den Herausforderungen, um einen zweiten und sogar dritten Stern zu erhalten. Jeder neue Stern schaltet nämlich auch neue Gerätschaften und Innenrichtungen frei, die wir gut auf unserer Reise durch Two Point Country gebrauchen können. Zusätzlich verdienen wir pro Stern eine spezielle Währung namens Kudosh, mit der wir weitere Objekte freischalten können, die zwar nicht essenziell für den Betrieb sind, aber teilweise einen starken Vorteil mit sich bringen. So tauschen wir den normalen Getränkeautomaten gegen den Energydrinkautomaten, der uns nicht nur mehr Geld in die Kasse spült, sondern auch einen positiven Effekt auf die Müdigkeit unserer Angestellten hat.

Optisch präsentiert sich Two Point Hospital in einem überzeichneten und bunten Look, der recht stark an die Filme des Claymation Studio Aardman Animations (u. a. Wallace & Gromit) erinnert und damit wunderbar die Ästhektik des spirituellen Vorgängers in die moderne überträgt. Einzig die musikalische Komponente ging mir persönlich durch das Dauergedudel nach den ersten Stunden dann doch etwas auf die Nerven, weswegen hier die Nutzung des Lautstärkereglers in den Einstellungen empfohlen wird.

Fazit:
Two Point Hospital ist ein ganz gefährliches Spiel für Menschen ohne Zeitgefühl. Da startet man den Titel an einem Sonntag kurz für eine Runde und im nächsten Moment sind schon wieder vier Stunden wie im Flug vergangen. Wie schon vor 20 Jahren hält das Konzept einen am Bildschirm fest und lässt einen nicht mehr los, bis man alle Sterne zusammen hat. Zwar leidet der Titel hier und da noch an einigen Bugs, gerade was die Wegfindung der Patienten angeht, doch sind diese eher selten und lassen sich mit ein paar Eingriffen lösen. Das gleiche gilt für die musikalische Untermalung, die man vielleicht lieber direkt gegen seine eigene Spotify Playlist eintauschen sollte. Abseits davon bleibt mir aber absolut nichts zum Meckern übrig.

Two Point Hospital ist ein Paradebeispiel dafür, wie man ein jahrzehntealtes Spielekonzept zurück in die Gegenwart holt, ohne dabei veraltet zu wirken oder sich dabei vor dem heutigen Zeitgeist verbiegen zu lassen. Veteranen des Genres, aber auch neue Spieler, die gerne mal einen Gang herunterschalten, werden hiermit nicht nur ihre Freude haben, sondern wahrscheinlich sogar eines der besten PC-Spiele des Jahres erleben!

Oder um es in den Worten von Robert Palmer zu sagen: „Doctor Doctor, gimme the news – I got a bad case of lovin‘ you“

Two Point Hospital ist seit dem 28. August für PC erhältlich.

(getestet von Dr. Para)

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