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Im Test: Uncharted 4 (Playstation 4)

Nachdem sich Sony’s Studio Naughty Dog spätestens mit The Last of Us einen Platz im Gaming-Olymp gesichert hat, folgt nun ihr Playstation 4-Debüt und vorerst auch der Abschluss der actiongeladenen Abenteuerserie Uncharted. Ob die talentierten Entwickler ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden, lest ihr in unserem Test.

Nach drei großen Abenteuern, der Suche nach verschollenen Städten und Schätzen im Wettstreit mit schießwütigen Rivalen und ihren Söldnergruppen, setzt sich unser Dieb und Hobbyarchäologe Nathan Drake zur Ruhe. Sein Schatz wartet jetzt auf ihn im heimischen Wohnzimmer auf der Couch und während Elena weiter als Journalistin arbeitet, taucht Nate unaufgeregt nach versunkenen Ressourcen, ganz legal und gefahrlos. Zumindest bis ihn seine alten Geister einholen und zu einem letzten Abenteuer drängen. Aber Uncharted 4 ist mehr als dieses Abenteuer. Es ist die Geschichte eines Abenteurers.

Denn die Charaktere und ihre Beziehungen stehen im Mittelpunkt. Die bunte Truppe erntete in ihren vergangenen Episoden viel Sympathien. Im vierten Teil würzt Naughty Dog den sonst recht harmonischen Umgang der Figuren mit ernsten persönlichen Schicksalen und Dramatik. Diese Konflikte entwickeln sich tiefgreifend auf dem Schauplatz einer rasanten Schatzsuche, die uns über alte Ruinen, Artefakte und Briefe auf den Pfaden des legendären Piraten Henry Every wandern lässt. Hierbei werden Hintergrundgeschichte, der vordergründige Plot und die Beziehungen eng verknüpft. Clevere Analogien und eine mächtige Bildsprache halten diese mehrschichtige Story jederzeit zusammen.

Ein gutes Drehbuch braucht aber auch gute Darsteller. Und Uncharted 4 hat die besten. Mit aufwendigen Motion Capturing Verfahren hauchen die routinierten Schauspieler den detailreichen Polygonmodellen Leben ein. Wie die Personen miteinander reden, die Stirn runzeln, lachen, gestikulieren, jede Bewegung strahlt eine Natürlichkeit aus, die das Spiel in den Echtzeitzwischensequenzen zu einem filmwürdigen Erlebnis erheben. Aber auch während des eigentlichen Gameplays interagieren die Charaktere auf eine so spontane, lebensechte Art und Weise miteinander, dass man schnell vergisst hier vor einem Videospiel zu sitzen.

Nicht immer hat Nate Zeit für ein Pläuschchen. Die ruhigen, gesprächigen Momente machen dieses Mal einen großen Teil des Spiels aus, Schussgefechte und Klettereinlagen sind aber in ähnlichen Größenordnungen vertreten.

Bei dieser Reise verlässt sich Drake beim Erkunden der Umgebung nicht mehr nur auf seine Muskelkraft. Mit seinem Greifhaken schwingt er sich über tiefe Schluchten und seilt sich ans Felshängen auf und ab. Später steht ihm noch ein Kletterhaken zur Verfügung, mit dem er sich in vorgegebenen Wänden zusätzliche Griffe rammt. Die beiden Gadgets bereichern die Kletterpassagen ungemein. Die regelmäßigen Physikspielereien mit dem Seil schaffen Abwechslung in den sonst überwiegend anspruchslosen Klettereinlagen.

Nates neue Tricks entfalten sich vor allem in den Shootouts. Erspähen wir bewaffnete Söldner, kommt das überarbeitete Kampfsystem zum Tragen. In hohem Gras pirschen wir uns ans feindliche Lager. Dabei werden per Knopfdruck die Feinde markiert um die Übersicht auf den komplexen, weiträumigen und vertikalen Arealen zu bewahren. Ein Symbol über dem Gegner zeigt uns den Alarmierungszustand an. Jetzt schleichen wir uns an unaufmerksame Wachen heran um die Söldnergruppe zu dezimieren. Werden wir doch entdeckt, bieten sich zwei Optionen: Wir nutzen Drakes Geschick und Geschwindigkeit und hängen unsere Angreifer ab oder stellen uns dem bewaffneten Konflikt. Mit dem vierten Teil wurden die Third-Person-Shooter-Mechaniken noch einmal ordentlich poliert. Das Spiel ist präzise, dynamisch, knackig und bietet eine spaßige Balance aus Schussgefechten, Stealth und Nahkämpfen, die flüssig ineinandergreifen. Dabei überzeugen auch der wuchtige Waffensound, die visuellen Effekte von Mündungsfeuer und Explosionen und die brachialen, situativen Finisher. Die Musik reagiert dabei auf das Geschehen und sorgt mit tröpfelnden Klavierklängen oder abenteuerlustiger Beschallung für die passende Untermalung. Uncharted 4 weiß sich jederzeit zu inszenieren.

Das gilt für die lässigen Bemerkungen von Nate während der Erkundung und es gilt doppelt für die Serien-typischen, rasanten, ja, schon übertrieben actionreichen Achterbahnfahrten, bei denen einem vor dem Fernseher minutenlang der Kiefer den Boden schrubbt, während exotische Städte in Explosionen und Gewehrfeuer untergehen und Nate sich spektakulär gegen gepanzerte Fahrzeuge zur Wehr setzt und herumschleudernden Trümmern ausweicht. Einfach wow, was hier teilweise abgeht.

Das Gegenstück zu diesen stark-geführten Actionfeuerwerken sind die offenen Erkundungsabschnitte. Ob zu Fuß, mit Jeep oder Motorboot, das Entdecken der Welt wurde gekonnt umgesetzt. Immer wieder findet man sich in sehr weitläufigen Gebieten. Dabei ist der richtige Pfad selten offensichtlich. Unser Ziel, beispielsweise ein einsamer Turm oder ein mächtiger Berggipfel am Horizont, gibt uns die grobe Richtung vor. Anhand der Levelarchitektur orientieren wir uns Stück für Stück vorwärts und suchen die Umgebung nach Möglichkeiten zur Überwindung der Hindernisse ab. Dezent weist uns das Spiel darauf hin, wenn wir auf der richtigen Spur sind. So setzt vorsichtig die Musik ein oder ein Begleiter kommentiert unseren Fortschritt. Kommt man doch vom Weg ab, warten optionale Dialoge und sammelbare Schätze und Tagebucheinträge auf einen. Leider wurde hier die Möglichkeit verpasst, den über hundert Artefakten einen Hintergrund zu spendieren. Es sind lediglich willkürlich in der Welt verteilte Sammelobjekte, die nur ihrem Selbstzweck dienen. Dafür beleuchten die verstreuten Briefe Einzelheiten der Geschichte auf knappe und unterhaltsame Weise.

Im Tagebuch können wir dann wichtige Ereignisse rekapitulieren und finden Hinweise auf die Lösung der vereinzelten Rätsel. Diese sind leider selten interessant und meistens zu leicht. Oftmals setzen wir die Tagebucheinträge ohne den Einsatz von Hirnschmalz stumpf um, damit sich antike Türen öffnen. Auch wenn den Rätseln etwas mehr Anspruch nicht geschadet hätte, hätte ich mir insbesondere in der zweiten Hälfte mehr von ihnen gewünscht. Sie lockern das Spiel auf und sorgen für mehr Abenteuerfeeling.

Wie nicht anders von Naughty Dog erwartet, spielt Uncharted 4 technisch in der höchsten Liga. Hin und wieder fallen Gebiete graphisch ab, gerade der Dschungel bei späterem Spielfortschritt ist aber plattformübergreifende Referenz. Der Detailgrad ist unerreicht. Die dichte Flora wiegt sich im Wind, die Fauna schwirrt und kraxelt sich durch die Szenerie und das imposante Art Design wartet mit viel Finesse auf. Überall gibt es etwas zu entdecken. Liebe zum Detail und technische Brillanz treffen hier aufeinander.

Und ebenso liebevoll behandelt Naughty Dog die Beilagen zum Hauptgang. Es gibt einen soliden Multiplayermodus mit gutem Umfang und regelmäßigen Contentupdates. Im Singleplayer nutzt man nach dem ersten Durchgang alternative Skins und verschiedene humorvolle Tweaks oder hilfreiche Cheats für etwas Abwechslung und Filter wie der Comiclook verpassen dem Spiel einen neuen Anstrich. Statistiken, unterschiedliche Modi und Bonusmaterial werden die Fans der Reihe zufriedenstellen und sie auch über die Story hinaus, die bereits mit ca. 15 Stunden auskommt, unterhalten.

Fazit:
Uncharted 4 erzählt das Ende der Geschichte eines Diebes, den wir in den drei Vorgängern kennen und lieben gelernt haben. Dieser Abenteurer ist in all der Zeit gereift, er ist ernster und reflektierter und bleibt dennoch seiner Seele treu. Und das gilt auch für Naughty Dogs aktuellen Streich. Sie wissen wie man ruhigere Töne anschlägt und vergessen dabei nicht den Ursprung der Serie. Das Abenteuer, die Action, die Lässigkeit, sie kollidieren hier mit Charaktertiefe und persönlichen Schicksalen und führen nicht zur Diskrepanz, sondern ergänzen sich gegenseitig und entwickeln sich gemeinsam, zwischen exotischen Gefilden und mystischen Ruinen, zwischen emotionalen Tief- und Hochpunkten, zu einer der eindrucksvollsten Erfahrungen dieser Generation.

(getestet von eape)

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