Mit dem 2D Action-Plattformer Valfaris meldet sich Entwickler Steel Mantis wieder zurück, nachdem sie vor knapp drei Jahren mit dem spirituellen Vorgänger Slain! ihr Debüt veröffentlicht haben, welches ehrlich gesagt nicht nur auf Gegenliebe gestoßen ist. Neuer Versuch, neues Glück und Valfaris soll natürlich alles besser machen. Wir haben uns das Spiel vor Release ganz genau angesehen und verraten euch im Test, was sich hinter der ganzen Heavy Metal-Schminke versteckt.
Die Weltraum-Festung Valfaris war einst ein Paradies in der Galaxie, doch eines Tages verschwand sie mit all ihren Bewohnern in die Dunkelheit des Alls. Schnell verbreiteten sich die Gerüchte, dass König Vroll dafür verantwortlich war, der sein Volk in einem dunklen Ritual opferte, um sich mit den Göttern des Chaos gut zustellen. Als die Festung nach etlichen Jahren wieder im Orbit einer sterbenden Sonne auftaucht, ist sie nicht mehr dieselbe. Aus dem Himmel ist eine Hölle geworden, die nun etliche Schrecken beherbergt. Therion, einst ein stolzer Bewohner von Valfaris und Sohn von König Vroll, schreckt dies aber alles nicht zurück. Nicht nur will er seine alte Heimat retten, sondern vor allem seinen Vater für seine Taten zur Rechenschaft ziehen.
Valfaris fühlt sich von der ersten Spielminute an, wie eine Heavy Metal Cover-Version von Contra. Wir bewegen uns von links nach rechts durch zweidimensionale Level, schießen in acht verschiedenen Richtungen alles kurz und klein, was sich auf dem Bildschirm bewegt, springen von Plattform zu Plattform, hangeln uns an Leitungen über tödliche Abgründe und weichen feindlichen Projektilen aus. Doch liegt der große Unterschied in der kompletten Aufmachung des Spiels. Wer schon einmal ein Plattencover einer Metal-Band gesehen hat, wird ungefähr wissen, was ihn hier erwartet. Jedes Stück Metall ist von Stacheln übersehen, Berge und Felsen ragen wie Klingen aus dem Boden, Wände sind mit skelettierten Schädeln dekoriert, verdrehte Albträume auf zwei und vier Beinen durchstreifen die vielseitigen Landschaften, die von giftigen Urwäldern bis hin zu finsteren Kathedralen ein breites Spektrum abdecken, statt Wasser fließen Blut und Eiter und natürlich dürfen die langen Haare des Protagonisten nicht fehlen, die in jeder Situation im Wind wehen. Kein Wunder also, dass er auch regelmäßig die Birne headbangt, wenn wir einer der unzähligen Waffen im Spiel findet. Von denen gibt es nämlich einige, die in drei verschiedene Kategorien eingeteilt sind. Da hätten wir einmal einhändige Fernkampf-, Nahkampfwaffen und schwere Waffen, die sich alle für unterschiedliche Situationen eignen und dadurch nie wirklich überflüssig anfühlen. Gerade die schweren Kaliber lösen ein regelrechtes Inferno an Zerstörung aus, verbrauchen dafür aber auch unsere Energie, die sich nicht von selbst regeneriert, sondern von uns selber wieder aufgefüllt werden muss. Dafür sammeln wir Energiezellen von erschlagenden Feinden ein oder nutzen Waffen, die bei Treffern den Gegnern ihre Energie absaugen. Wir müssen uns aber nicht nur auf offensive Mittel verlassen, denn Therion verfügt auch über ein Energieschild, mit dem wir uns vor Angriffen schützen können. Schaffen wir es dabei, das Schild im richtigen Moment zu aktivieren, lassen sich Projektile zurück zum Sender schicken oder ganze Nahkampfattacken parieren. Dies ist auch bitter notwendig, denn gerade spätere Widersacher sind nur schwer mit normalen Angriffen zu knacken und brauchen teilweise spezielle Taktiken.
Neben den Zellen für unsere Energie und Herzen für unsere Gesundheit, treffen wir im Verlaufe des Spiels immer wieder auf zwei spezielle Gegenstände, die unsere Reise durch die Tiefen der Festung deutlich erleichtern. Da hätten wir als erstes sogenannte Resurrection Idols, die wir an bestimmten Altären opfern können, um diese in Checkpoints zu verwandeln. Nicht nur lässt sich hier unser Fortschritt speichern, sondern können wir auch unser Arsenal wechseln und aufbessern. Für letzteres brauchen wir den zweiten Gegenstand namens Blood Metal. In dreier Schritten verbessern wir damit unsere Bewaffnung, die je nach Stufe mehr Schaden machen, eine größere Reichweite besitzen oder sich sogar anders verhalten. So erhält z.B. unsere erste Pistole mit einem Upgrade einen Streuschuss, mit dem wir die feindlichen Massen noch besser dezimieren können. Sparen wir jedoch unsere Resurrection Idols und verzichten somit auf Checkpoints, erhöht sich mit jedem gesammelten Idol unsere Gesundheits- und Energieleiste um ein gutes Stück. Ebenso lassen sich die wertvollen Artefakte am Ende eines jeden Levels gegen zusätzliche Blood Metals eintauschen, um somit noch schneller an Waffen-Upgrades zu gelangen. Eine interessante und motivierende Idee für fähige Spieler. Da aber Valfaris ein durchgehend herausforderndes Erlebnis ist, sollte man aber eher jeden Checkpoint mitnehmen. Das Spiel stößt uns nämlich immer wieder in brenzlige Situationen, bei denen es auf gute Reflexe ankommt und Fehler hart bestraft werden. Verspielte Plattformeinlagen, endlose Wellen an Gegnern und die vielzähligen Bosse verlangen einiges von uns ab. Gerade letztere bilden definitiv eines der Highlights des Spiels, denn die Entwickler haben es geschafft, neben den üblichen Verdächtigen, auch etliche ausgefallene und interessante Endgegner abzuliefern, die alle mit ihren eigenen Twists daher kommen. Wer davon nicht genug bekommt, kann sich zusätzlich auf den Full Metal Mode freuen, der in naher Zukunft nachgereicht werden soll. Dabei handelt es sich um einen New Game Plus-Modus, in dem ihr natürlich alle Waffen und Upgrades aus dem vorigen Durchgang mitnehmen könnt, dafür euch aber auch deutlich aggressiveren Gefahren stellen müsst. Eine spezielle Belohnung in Form einer exklusiven Waffe winkt dafür jeden Mutigen, der sich noch einmal nach Valfaris wagt.
Man kann nicht über Valfaris berichten, ohne über die gesamte Präsentation des Spiels zu reden. Denn wie bereits angesprochen, führt Entwickler Steel Mantis die Tradition von Slain! nicht nur fort, sondern treibt sie hier auf die Spitze. Jeder Zentimeter im Spiel ist von Kopf bis Fuß mit Heavy Metal-Ästhetik voll geklatscht. Vom Art- und Charakter-Design, den Hintergründen, die man so auf das Plattencover drücken könnte, selbst die Dialoge klingen danach und auch die Waffen bieten die eine oder andere Anspielung auf real existierende Bands. Apropos: für die musikalische Untermalung hat man sich erneut für Ex-Celtic Frost Gitarrist Curt Victor Bryant entschieden, der mit seinem harschen und dreckigen Mix aus Doom und Dark Metal, die Reise von Therion passend untermalt und für einige sehr atmosphärische Stücke gesorgt hat. Dadurch ist Valfaris aber auch ein sehr spezielles Spiel und könnte für einige deswegen eher abstoßend wirken. Hier ist die Frage des eigenen Geschmackes gefragt und ob man vielleicht notfalls darüber springen kann. Was jedoch weniger mit persönlichen Präferenz zu tun hat, ist die technische Performance des Titels. Getestet wurde die Switch Version, die hauptsächlich im Docked-Mode lief und gerade in Extremsituationen, wenn so gut wie alles auf dem Bildschirm explodiert, gerne mal die Framerate halbiert. Dies passiert aber nicht am laufenden Band, weswegen man hier von keinem gravierenden Problem sprechen kann. Wovon ich persönlich aber eher abraten würde, ist den Titel im Handheld-Modus zu spielen. Zwar eignet sich das Spiel durch die recht hohe Regelmäßigkeit von Checkpoints auch für kleine Sessions, aber der Überblick auf dem kleinen Bildschirm der Switch geht im Effektgewitter schnell mal unter und gerade die Plattform-Passagen haben sich ohne richtigen Controller deutlich schwieriger angefühlt. Nein, Valfaris sollte man alleine wegen seinen ganzen kleinen Details eher an einem großen Fernseher genießen.
Fazit:
Ich hatte Anfangs ehrlich gesagt meine Zweifel, ob mich Steel Mantis mit Valfaris überzeugen können. Gerade nachdem Slain! zu Release einige Startschwierigkeiten hatte, stand ich Valfaris mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Umso mehr freut es mich, dass ich nun von einer kompletten Überraschung sprechen darf. Von der ersten Sekunde an machen die Entwickler alles richtig und steigern sich mit jeder Spielstunde. Action, Risk, Reward, Pacing, alles ist wie aus einem Guss und alleine das Artdesign lässt den Titel komplett einzigartig und interessant wirken, wenn man denn etwas damit anfangen kann. Okay, eine Sache muss ich leider noch ankreiden und das wäre die teils ungenaue Steuerung. Gerade in der einen oder anderen Plattform-Passage sprang oder griff Therion nicht immer dort hin, wo ich ihn haben wollte. Deswegen tut euch den Gefallen und spielt es wenigstens mit einem richtigen Controller, damit ihr in diesen Situationen jeden Vorteil auf eurer Seite habt. Ebenso könnte die Performance auf der Switch sicherlich besser sein, aber dies alles lässt sich gut verschmerzen, wenn man Horden an Monstern mit Raketensalven das Leben aushaucht und dabei alles in blutigen Wolken verschwindet. Freunde von Contra und dem Hang zur Musik der etwas härteren Gangart, werden aktuell kein besseres Spiel als Valfaris auf dem Markt finden, aber auch Action-Liebhaber, die sich vor keiner Herausforderung scheuen, sollten unbedingt einen Blick riskieren. Valfaris ist der Wahnsinn.
Valfaris ist ab dem 10. Oktober für PC und Switch erhältlich. Weitere Konsolen-Portierungen für Playstation 4 und Xbox One erscheinen jeweils am 6. und 8. November. Getestet wurde die Switch Version.
(getestet von Dr. Para)