Alle paar Jahre veröffentlichen die für die Pokémon-Serie bekannten Entwickler von Game Freak ein Spiel abseits ihrer Premium-Franchise. Mit Little Town Hero lassen Game Freak im wahrsten Sinne des Wortes die Kirche, oder in diesem Falle den Helden des Abenteuers, im Dorf. Was das kleine Rollenspiel mit Taktikkämpfen zu bieten hat, verrät unser Test.
Der kleine, rothaarige Held der Geschichte Axe verbringt seine Tage in seinem Dorf und trottet nur so seinem Tagesablauf dahin. Auf Erlass des Königs, darf niemand die Grenzen des Dorfes verlassen, da draußen fiese Monster ihr Unwesen treiben. Tag ein Tag aus verrichtet Axe seine Arbeit in der hiesigen Mine, träumt jedoch davon einmal als glänzender Ritter das Dorf hinter sich zu lassen und es mit den Monstern aufnehmen zu können. Eines Tages findet er bei der Arbeit in der Mine einen mysteriösen Stein, der es ihm fortan ermöglicht, es mit den Monstern aufzunehmen, die zunehmend mehr Möglichkeiten finden, in das Dorf einzufallen. Mit Hilfe seiner Freunde ist Axe fest entschlossen, dem Treiben der Unwesen ein Ende zu bereiten.
Es hört sich leider spannender an, als es im Endeffekt ist. Ein Großteil des Spieles besteht nämlich darin, von Dorfbewohnern vergebene Aufträge und Botengänge zu erledigen. Die simplen Aufgaben bestehen meist aus langwierigen Laufwegen und wenig Spannung. Haben wir das Ende eines Kapitels erreicht, geht es an den Kampf mit einem Boss-Monster. Mit einem ausgeklügelten, rundenbasierten Kampfsystem geht es dann den Viechern ans Leder.
Das Kampfsystem ist definitiv der Kern des Spiels und hat während der Entwicklung merklich die oberste Priorität gehabt. Die Kämpfe sind lang und taktisch anspruchsvoll. Teilweise 30 Minuten oder mehr beharkt man sich gegenseitig im Duell. Allerdings führt man nicht simple Striche mit seinem Schwert aus, sondern…. Ideen. Richtig gelesen. Im Kampf schweben Axe Ideen um den Kopf herum, jede Idee hat einen Angriffs- und Verteidigungswert, ähnlich wie in einem Kartenspiel (Gwent oder Hearthstone zum Vergleich). Da wir im Kampf auch die Ideen der Gegner sehen können, erfordert das System eine Menge Taktik und strategisches Geschick, da wir pro Runde nur eine bestimmte Menge an Energie zur Verfügung haben und jede unserer Ideen eine bestimmte Menge Energie erfordert. Schafft der Spieler es, in einer Runde genügend Schild Schaden beim Gegner zu verursachen, erfolgt ein Breakdown, in dieser Phase ist der Gegner direkt angreifbar und jedweder zugefügter Schaden geht direkt von seiner Lebensenergie ab. Zum Rundenende baut sich der Schild wieder auf und das Fäusteballet beginnt von vorn. Wer hier direkt an Hearthstone denkt, der liegt fast goldrichtig. Little Town Hero bedient sich erfolgreich an Hearthstone’s Kampfsystem, gibt seine eigene Note hinzu und verpackt das ganze in einem 20 Stunden Singleplayer-RPG. Jedoch kupfert Gamefreak nicht nur ab, sondern erweitert das System noch durch das sogenannte Board. Freigeschaltet durch beendete Nebenquests erhalten wir in bestimmten Bereichen des Dorfes Buffs und Stärkungen unserer Freunde. Und steigt Axe mal im Level auf, darf er auf einem überschaubaren Verbesserungen für seine Fertigkeiten erwerben.
Technisch präsentiert sich Little Town Hero solide. Die verträumte Knuddeloptik kommt gerade im Handheldmodus gut zur Geltung, wirkt auf dem TV jedoch reichlich angestaubt. Wir empfehlen das Spielen im Handheldmode. In der Audioabteilung hat man leider merklich weniger Budget gelassen, keine Sprachausgabe sondern nur nerviges Gemurmel und ein lieblos dahinplätschernder Soundtrack schaden der ansonsten recht verträumten Atmosphäre. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen.
Fazit:
Little Town Hero ist ein ungewöhnlich gemütliches RPG mit einem interessanten Kampfsystem. Die Story ist zweckdienlich, weiß jedoch zu unterhalten. Klares Hauptaugenmerk des Titels sind die taktisch fordernden Kämpfe vor dörfischer Kulisse. Kann man sich mit dem teils haarsträubend langsamen Tempo des Titels anfreunden, bekommt man ein kurzes aber interessantes RPG, was nichts besonders überragend aber vieles gut macht.
(getestet von Frank Johann)