Die Schere zwischen Arm und Reich ist in der fernen Zukunft so weit voneinander entfernt, dass die Armen verteilt in der Galaxie auf von Rost befallenen Raumstationen leben, während die Privilegierten den puren Luxus auf den wenigen bewohnbaren Planeten genießen. Leider gehören wir und unsere Crew zur Bevölkerungsschicht, die ihr Dasein im All verbringen und sich täglich mit dem Sammeln von Weltraumschrott über Wasser halten müssen. Als wir jedoch eines Tages vom Vizegouverneur der örtlichen Raumstation ein lukratives Jobangebot bekommen, scheinen wir das große Los gezogen zu haben. Wir sollen ein geheimnisvolles Mutterschiff finden, welches irgendwo im Deep Sky Sektor versteckt ist und fortschrittliche Alien-Technologie beherbergen soll. Sind wir dabei erfolgreich, winkt uns als Belohnung die volle intergalaktische Bürgerschaft, die uns damit einen Platz auf einer der Kolonien ermöglicht. Frische Luft, natürliches Wasser und ein blauer Himmel über dem Kopf, all dies scheint so nah zu sein. Doch hat dies alles einen Hacken, denn wir sind nicht die einzigen Söldner, die für diesen Job beauftragt worden sind. Ein Wettlauf startet, wer das geheimnisvolle Mutterschiff als Erstes findet und damit den Hauptgewinn einsackt.
Zu Beginn unseres Abenteuers stellen wir uns eine eigene dreiköpfige Crew zusammen, die wir vom Namen, Aussehen bis hin zur Klasse selber bestimmen dürfen. Als Klassen stehen uns dabei sechs Stück zur Verfügung, die sich durch unterschiedliche Ausrüstung, Skills und Werten voneinander unterscheiden. Medic, Technician und Leader sorgen für Unterstützung, während Tracker, Scrapper und Bruiser hauptsächlich für den Schaden verantwortlich sind. Wer hier keine großartige Zeit investieren und lieber direkt loslegen will, kann sich auch einfach per Knopfdruck eine Crew zufällig erstellen lassen. Kurz darauf stehen wir dann auch schon mitten auf der Raumstation und sollten uns erstmal mit den verschiedenen Anlaufstellen vertraut machen. Beim Pfandleiher kaufen & verkaufen wir alles Mögliche und stocken unseren lebenswichtigen Vorrat an Energie auf. Verletzte und sogar tote Crewmitglieder flicken wir bei der Ärztin gegen Kredits wieder zusammen, in der Söldner-Kneipe warten neue Aufträge auf uns und via Transportschiff erreichen wir unsere Ziele im Sektor.
Die meiste Zeit verbringen wir aber in den unzähligen Wracks draußen im All, immer auf der Suche nach dem Mutterschiff und wertvollen Artefakten. In diesen bewegen wir uns in bester Dungeon Crawler-Manier von einem Feld zum nächsten, erkunden und treffen auf ein freundliche, aber vor allem viele feindliche Gesichter. Egal ob Alien, Banditen, Roboter oder uralte Verteidigungsanlagen, in Deep Sky Derelicts wird gekämpft und gestorben. Die Auseinandersetzungen laufen dabei komplett rundenbasiert ab und unsere Fähigkeiten werden von den gezogenen Karten bestimmt, die wiederum von den Klassen festgestellt sind. So zieht z.B. der Scrapper Deckungen hoch, der Tracker findet Schwachstellen heraus, während der Bruiser auf einen Schlag mehrere Gegner gleichzeitig lähmen kann. Leider ist das Balancing der Klassen und Fähigkeiten im aktuellen Stand nicht wirklich vorhanden, weswegen man mit drei Bruiser regelrecht durch das Spiel marschiert, während ein ausgeglichenes Team deutlich mehr Probleme hat.
Kommt es dann mal dazu, dass unsere Crew komplett ausgeschaltet wird, ist hier Ende für uns und wir dürfen komplett von vorne anfangen. Kein Checkpoint, kein Quickload, kein Continue, dank Permadeath wird man in Deep Sky Derelicts öfters den Charaktereditor zu Gesicht bekommen, als es einem lieb ist. Doch nicht nur feindlicher Beschuss ist hier gefährlich, besondere Aufmerksamkeit während und auch außerhalb der Kämpfe verlangt nämlich die Energieleiste, die im oberen Bildschirmrand wie eine tickende Uhr mit jeder Aktion abnimmt und unter keinen Umständen aufgebraucht werden darf. Damit so etwas nicht passiert, sollten wir immer genug Energie für den Rückweg zurückhalten, was bei der Größe der Wracks nicht immer ein einfaches Unterfangen ist. Dabei locken gerade die hilfreichen Gadgets mit einem höheren Energieverbrauch. So können wir via Scanner die Umgebung ums uns aufdecken lassen oder im Kampf zwei Karten extra pro Runde auf die Hand ziehen. Dies macht die Arbeit deutlich bequemer, lässt aber auch die Energieleiste schneller schrumpfen. Zellen und Quellen füllen zwar den Vorrat wieder auf, doch sollten diese durch ihre Seltenheit wirklich nur im Notfall eingesetzt werden. Aufgesparte Energie für den Rückweg ist hier die erste Regel für einen erfolgreichen Trip.
Neben der Kampagne können wir mit einem extra dafür erstellten Squad uns in den Arena-Modus werfen, in dem wir gegen immer stärker werdende Gegnergruppen bestehen müssen. Leider wirkt diese Nebenbeschäftigung noch recht losgelöst vom eigentlichen Spiel und sollte in der Zukunft eher in der normalen Kampagne angeboten werden.
Präsentiert wird der ganze Wahnsinn wie auch schon Darkest Dungeon in einem düsteren Comiclook, der stark an die Werke von Hellboy Erschaffer Mike Mignola erinnert. Aktuell fehlen aber noch wirkliche Animationen und die Präsentation wirkt durch die Standbilder mehr als verstaubt. Soundtechnisch gibt es aber nichts zu meckern, wobei hier auch nichts wirklich heraussticht.
Fazit:
Weltraumpiraten, Kartenkampfsystem, Permadeath, Deep Sky Derelicts bietet trotz der frühen Early Access-Phase ein gelungenes Gesamtpaket, welches einen jetzt schon durch seine Mechaniken stundenlang fesseln kann. Kleine bis größere Baustellen, wie z. B. das Balancing der Klassen und die noch trockene Präsentation, sollten dann hoffentlich bis zum Release der fertigen Version im März 2018 gelöst werden. Freunde von Darkest Dungeon & Co. werden aber jetzt schon eine Menge Spaß mit dem Titel haben!
Deep Sky Derelicts ist seit dem 15. November 2017 als Early Access auf Steam und GOG erhältlich.
(geschrieben von Dr. Para)